Dienstag, November 27, 2007

Die Bahn... erzeugt Kopfschütteln

Vermutlich liegt es an dem Stress denn die Bahner wegen des Streiks und der Querelen mit der GdL und/oder Hr. Schell haben. Oder es liegt am Winter. Oder an der allgemeinen Inkompetenz. Jedenfalls war gestern abend und heute der Bahnverkehr rund um den Aachener Hauptbahnhof fast komplett gestört -- Grund sind Probleme mit den neu installierten elektronischen Stellwerken hier in der Region. Wobei diese Probleme scheinbar alles was irgendwie mit Computern zu tun hat mit heruntergerissen hat. Quasi Core Dump. Quasi Blue Screen of Death. Denn die Anzeigetafeln und Lautsprecherdurchsagen (!) taten es auch nicht mehr. Bei der Bahn (www.bahn.de) klingt das dann so:

"Im Großraum Aachen kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Zugverkehrs infolge der Inbetriebnahme eines neuen Stellwerks
(...)
Leider ist auch ein Großteil der Informationswege betroffen, sodass die Auskunfssysteme am Bahnsteig und im Internet den aktuellen Betriebsstand nur unzureichend darstellen. Auch die Informationen am Bahnsteig sind nur bedingt möglich.
Zur Zeit können wir noch keine Angabe zur ungefähren Dauer der Störung machen.
Wir bitten Sie herzlich um Entschuldigung."

Und wir bitten sie herzlich das Problem in den Griff zu kriegen!
Wir zahlen uns nämlich dusselig für unsere Fahrkarten, und sie ziehen da so einen Bockmist ab. Ist ja voll peinlich. An die Börse und so. Jaja. Vielleicht erstmal lernen wie man einen Computer installiert oder die Kabel verlegt, bevor man sich in den Dschungel des "freien Wettbewerbs" begibt. Erstmal das Handbuch lesen, bevor man sich "international kompetitiv aufstellt". Weil sonst bald Bahn pleite und wir nur noch zu Fuß.
Ach gottchen, ich muss mich dringend beeilen mit dem Gebrauchtwagenkauf...

Freitag, November 23, 2007

Platz schaffen

Musste mal ein wenig Platz schaffen in meinem Leben... dies bezieht sich vor allem auf Dinge, bei denen ich das Gefühl hab dass ich viel Energie einsetze, aber wenig "zurückkommt". Hab das online-Rollenspiel in meinem Forum geschlossen, weil es nur noch aus Warten und Lippenbekenntnissen der Mitspieler ("jaja, bald spiel ich wieder mit") bestand. Hab in meiner "echten" Rollenspielrunde angekündigt, dass ich nicht mehr den Spielleiter und Terminorganisator mimen will. Hab in meiner WG mal mehr oder weniger klare Worte gefunden dafür, was mich nervt und was ich erwarte (weil hier in den vergangenen Monaten eine deutliche und/oder gefühlte Schieflage des Einsatzes eingetreten ist). Irgendwie sind das so Sachen, die ich mal machen musste. Weil mich viele im Moment stresst und ich offensichtlich nicht mehr so ganz auf der Höhe bin was die mentale Belastbarkeit angeht. Könnte echt mal Urlaub gebrauchen, um die Akkus wieder aufzuladen. Nach meiner Promotion ist irgendwie alles ordentlich stressig geworden. Und mehr Verantwortung. Da muss ich erst mit klar kommen. Naja, so wie es aussieht werd ich Weihnachten bis Silvester mal ordentlich Pause machen. Da freu ich mich drauf.

Donnerstag, November 15, 2007

über Solidarität

So langsam ziehen die GdL Lokführer ihre Streikdaumenschrauben enger. Seit heute nacht bestreiken die alle Transportbereiche der Bahn -- und stellen damit die Solidarität der Bevölkerung auf eine harte Probe. Längst weggebrochen sind natürlich die Unterstützer aus Politik und großen Gewerkschaften, aber das war eh zu erwarten. SPD Funktionäre und gelbe Gewerkschaften, die mehr auf das profitable Anbiedern an die Großkonzerne aus sind, hat man ohnehin längst abgeschrieben.
Aber bisher hatte ich das Gefühl, dass die meisten Reisenden mit dem Streik der GdL solidarisch sind. Aus drei Gründen: Zum einen geht es gegen Mehdorn, dessen arrogante bornierte Art nun wirklich niemand mehr ertragen kann. Das der-Feind-meines-Feindes Prinzip. Und das Gehässigkeitsprinzip. Aber warum nicht, wir Pendler sind auch nur Menschen?
Im gleichen Zusammenhang ist die eigentlich breite Ablehnung des hirnrissigen Börsengangs der Bahn AG zu sehen. Der zweite Solidaritätsgrund. Eigentlich ahnen alle, dass der Notverkehr im Streik und das Chaos auf den Straßen dank verminderten Nahverkehrs nur ein Vorgeschmack auf das ist, was uns erwartet, wenn Mehdorn und seine Phalanx aus der SPD-CDU-Konzernchefs-Clique die Bahn "endlich mal so richtig profitabel" machen. Dass die GdLer diesem Privatisierungswahnsinn ein paar Stöcke zwischen die Beine werfen, wird allerorten begrüßt wie ich bemerkt hab.
Zum dritten hab ich das Gefühl, dass die Menschen schon kapieren, dass die GdL da einen unpopulären aber wichtigen Kampf führt, den die breitärschigen gelben Gewerkschaften von IG Metall bis VerDi nicht mehr führen -- den Kampf um die wirtschaftliche Beteiligung der Menschen am Aufschwung und den enormen Gewinnen der Firmen nämlich. Seit Jahren, und das geht noch auf Kohl zurück, predigen uns die Politiker wir mögen die Fressen halten und unsere Gürtel enger schnallen. Nullrunde reiht sich an Nullrunde. Während alle Preise munter steigen, zusätzliche Belastungen wie private Rentenvorsorge und Studiengebühren aufgebrummt werden. Ohne Ausgleich. Bald ist nicht mehr genug Geld da, um sich einen Gürtel zum enger schnallen überhaupt noch leisten zu können. Und das alles, während eine Minderheit[1] Unmengen an Geld scheffelt und die Multis (man möge mir den 80er Jahre Kampfbegriff nachsehen) ihre steuerfreien Konton bis zum platzen füllen! Das ist die Situation in der die GdL, vielleicht (oder ganz sicher sogar) aus anderen Gründen, aber dennoch faktisch mal gehörig auf die Kacke haut. Das kann nur gut sein. Wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen, solidarisch sein, und überall in allen Bereichen wieder eine Gerechtigkeit fordern, die sozialen Frieden erst ermöglicht. Wenn man dann noch wagt einen Schritt weiter zu gehen als die GdL, zum Beispiel statt reiner Lohnerhöhung auch mal die Schaffung von mehr neuen Stellen (=mehr Kollegen = weniger Druck = bessere Arbeitsbedingungen) erstreikt... ja, vielleicht kriegt unsere Gesellschaft ja dann noch die Kurve, wer weiss?
Trotzdem wird die Solidarität auf eine harte Probe gestellt. Es ist eben für mich sehr ärgerlich, wenn ich nach einer Woche Sehnsucht nicht zu meiner Freundin fahren kann. Weil ich mir im Moment noch kein Auto leisten kann und auf die Bahn angewiesen bin. Das Problem, das dürfen wir nicht vergessen, ist aber nicht der Streik. Das Problem ist, das originäre Aufgaben staatlicher Grundversorgung[2] einfach niemals in privatwirtschaftliche Hände hätten fallen dürfen. Mit welchen Trick auch immer, der Coup ist fast gelungen, die Gesellschaft fast umgebaut, und zwar unbemerkt unter dem Arsch der Menschen weggeklaut. Ausser, wir wachen doch noch auf und lassen das nicht zu! Wenn man das nicht vergisst, und sich nicht von Spiegel und Springer-Presse einreden lässt wie scheisse die GdL doch sei, dann kann man vielleicht die Situation in einem etwas größeren Zusammenhang sehen und sich furchtbar über den Streik ärgern aber gleichzeitig mit dem Anliegen der GdL doch weiter solidarisch sein? Ich versuch das mal...


[1]: darüber muss ich mal irgendwann nachdenken... ist das Problem, dass die reiche Minderheit einfach dann doch zu groß ist, um ein Aufbegehren der ärmeren Mehrheit zu erzeugen? Oder sind es die jahrezehntelang eingeprügelten Versprechen von "du kannst es auch schaffen", die Verlockungen doch selber zur Minderheit zu gehören, die das Aufbegehren verhindern?
[2]: Energieversorgung, Gesundheitssystem und (Pharma)Forschung, Mobilität in jedem Lebensalter, Verteidigung und Sicherheit, Bildung... so viel isses ja gar nicht...

Montag, November 12, 2007

Bahn und GdL endlich einig!

Bahn und GdL sind sich endlich einmal einig! Am Ende letzter Woche und ins Wochenende hinein Streik im Güterverkehr, im Westen des Landes zwei Drittel und im Osten über 90% der Güterzüge ausgefallen -- sagen sowohl Bahn als auch GdL. Na sehen sie, es geht doch. Man kann sich einig sein, auch als Gegner im Arbeitskampf...
Derweil bröckelt die Unterstützung der GdL dahin: IG Metall, SPD (in Form von Onkel Bräsig Beck) und der Bundes-(Geschlechts?)Verkehrsminister, alle bashen sie auf Lukas und seine streikenden Kollegas ein. Einzig und allein der Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund Monty Montgomery, der am Wochenende auch abgelöst wurde, hat in einer Rede Solidarität bekundet. Klar. Ist ja auch eine ganz ähnliche Situation, bei den Lokkies und den Klinikärzten... "...wegen Störungen im Betriebsablauf verzögert sich ihre Herzoperation um wenige Minuten, wir bitten um ihr Verständnis..."

Ansonsten gibt es noch zu erzählen, dass hier "auffe Maloche" für die jährliche Weihnachtsfeier geplant wird. Gräh! Diesmal muss ich, als nun richtig angestellter Assistent, einen beträchtlichen Obulus für Getränke dazuzahlen! Da bleibt vom höheren Gehalt nix mehr übrig, quasi. Aus Trotz hab ich dann auf der Essens-Mitbringliste (ja, die gibt es auch noch!) auch gleich einen Scherz platziert. Ich behaupte da, ich würde "schlechte Laune", "vergiftete Frikadellen" und "Jakobsmuschelragout in der frisch ausgepulten Hirnschale noch zuckender Mangusten" mitbringe... hehehhe, es geht doch nix über einen pubertierenden Scherz, oder?