Mittwoch, September 19, 2007

Futterpreise, Ebay, Bahn

Heute morgen, als ich mein Müsli in mich reinschaufelte, kam im Radio eine Sendung über die Preiserhöhungen beim Essen. Bekanntlich mit der Begründung, die Energiepreise seien gestiegen, werden viele Produkte teurer. Erstaunlich, in welchen Produkten alles Erdöl enthalten ist. Hehe. Naja, und in den Produkten, die anscheinend wenig Energie kosten bei der Produktion (z.B. Milch), da sind es die bösen Chinesen (die sind es ja immer, neuerdings) die durch ihren Kaufwahn die Preise hochtreiben. Böse Zungen behaupten, aber das würde ich ja nie tun, dass all diese Begründungen Mumpitz sind, und die Nahrungsmittelkonzerne, die großen Discounter etc, nun endlich mal mehr Kohle reinschaufeln wollen -- nachdem sie sich jahrelang wie bescheuert Preiskrieg geliefert haben. Naja, jedenfalls sagte die Interviewpartnerin des Radiomoderators, dass die Verbraucher halt bei gestiegen Preisen "vorsichtiger, umsichtiger" einkaufen sollten. Ha! Das ist ein Tipp. Und wenn das Brot unbezahlbar ist, dann soll das Prekariat halt Kuchen essen...

Ein kleines persönliches Ärgernis war ein EBay-Kauf von letztens. Ich brauchte Entspannung für meinen Lernstress, erwarb also das Golfspiel "Tiger Woods PGA 2004" -- originalverpackt und neu, von einem Privatverkäufer. Ich, brav ersteigert und sofort per Onlinebank bezahlt - nix gehört. Keine Antwort. Keine Mail von wegen, er hat verschickt. Dann traf das Ding ein, und zu meinem Ärger war in der originalverschweissten Verpackung eine CD zu wenig drin!! Geht das? Wusste der Verkäufer das irgendwie? Sollte ich an den Hersteller schreiben, und mir eine CD zusenden lassen? Verknirscht nahm ich eine "Sicherheitskopie" der fehlenden CD 2 von 3 , die ein "Bekannter von mir" aus den Tauschbörsen gesaugt hatte zur Hand um zu installieren. Grmpf. Da das Spiel eingeschweisst war und nun alles ok ist, hab ich den EBay-Verkäufer mal, gutmütig wie ich bin, positiv bewertet. Aber ein fader Beigeschmack bleibt. Und positiv für meine Blitzüberweisung bewertet hat er mich auch noch nich... :-(

Einen hab ich noch! Worüber man sich gerade auch schön ärgern kann, ist die Bahn. Diesmal kommen sie nicht zu spät oder so, oder pinseln hirnlose Raucherzonen (siehe meinen Post von vor ein paar Wochen) auf den Boden -- nein, sie wollen an die Börse. Und das geht so: man zwinge, besteche, nötige und quengel so lange herum, bis sich die Regierung, die das Volk vertritt, dem die Bahn und ihre Schienen EIGENTLICH gehören, weil es das ganze Zeug mit seinen Steuern bezahlt hat, einem krummen Deal zustimmt. Die Bahn AG minus des Schienennetzes geht zu 49% an die Börse, wird also an deppige Kleinanleger oder zackige Fondmanager vertickt. Das Schienennetz bleibt im Besitz des Bundes, wird aber zu 100% und ausschliesslich anderer Anbieter der Bahn AG (nun Kleinanleger+Fondmanager) überlassen. Das heisst: geschenkt. Für das "ausschliesslich anderer" sorgt die Bahn mit tollen exklusiven Verträgen. Ergebnis ist, dass das ganze Konstrukt nicht nur erheblich unter Wert verscherbelt wird (ich hab Zahlen gehört, die sagen Wert >100 Mrd, Aktien aber nur für ca. 5 Mrd). Sondern die Bahn wird auch ein Unternehmen, dass nur noch seinen Aktionären und der Dividende Verpflichtungen gegenüber empfindet. Was das macht, sah man ja in England. Man munkelt, dass man dort die Privatisierung der Bahn wieder rückgängig gemacht hat. Knick knack, nudge, nudge --- fällt da irgendwas auf?
Das alles ist unglaublich empörend. Das ist ungefähr so, als wenn man als Spediteuer einen LKW-Fahrer einstellt, und der dann den LKW, der ihm gar nicht gehört, unter Wert weiterverkauft. Oder man engagiert einen Kurator für ein Museum, und der vertickt die Bilder von Rembrandt dann aufm Flomarkt. Oder bei Ebay, und dann fehlt ein Stück Rahmen. Grrrrrrrrrrr. Ich bin nun wirklich kein staatshöriger Stalinist oä, aber es gibt SCHLÜSSELBEREICHE des öffentlichen Lebens, die gehören nicht in private Hand. Wenn wir uns schon einen Staat leisten. Weil diese Bereiche eben nur schlechter werden in der Ausführung ihrer allgemeinverantwortlichen Aufgaben, wenn sie "marktwirtschaftlich" geführt werden. Ich rede von öffentlichen Verkehr*, aber auch von Energieversorgung, Gesundheitssystem, Herstellung und Erforschung von Pharmazeutika, Sicherheit, Verwaltung. Das sind 6 Bereiche. Das wird man einem Staat doch zumuten können?! Und, ich meine wir haben 2007, das 21. Jhd -- wer glaubt denn heute wirklich noch, dass der ach so mystische freie Markt ach so toll alles besser macht?? Das ist so 1980er, das ist ja schon fast anachronistisch. Was hat uns der freie Wettbewerb der kapitalistischen Systeme denn gebracht? Weltkriege, Klimakatastrophe, polititsche Unruhe überall! So blind kann man doch nicht sein, dass zu übersehen? Ich bin ja gar nicht gegen freien Handel zwischen freien Individuen im Bereich von Waren, Diensleistungen etc. Wir leben nicht mehr nackt im Wald und das Hightech-Utopia ala StarTrek oder Banks' Culture haben wir auch noch nicht. Also, ok, ein wenig Handel lässt sich wohl nicht vermeiden. Aber dieser Murks, der da im Moment abgeht... nein danke...

*: jaja, dann hört man immer das lahme Argument, dass die faulen Beamten etc ja nix tun, wenn sie sich auf Staatskosten ausruhen. Aber, bitte, das muss doch nicht so sein! Das ist ein Argument, dass Fortschritt und Innovation ausklammert, nur weil sie nicht auf freiem Markt beruht. Warum kann nicht auch ein Staatsbetrieb pfiffig und fortschrittlich sein, können die Mitarbeitet durch Mitbestimmung und Verantwortung nicht auch motiviert werden?

Uffz, das war ja alles sehr konsistent und kongruent, jaja, hüstel hüstel... aber das musste raus. Nun kann ich weiterlernen.

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