Montag, August 27, 2007

"Die Chemie des Todes", Simon Beckett

Ich hab ein Buch gesucht, dass in etwa so seicht wie das Meer vor Zandvoorts Küste ist... als ich in der Bahnhofsbuchhandlung stand, morgens, auf dem Weg in den Urlaub.
Da hab ich dieses Buch gegriffen, auf dem ein "Bestseller"-Aufkleber pappte. Nun gut. Vielleicht ist es Wunschdenken des Verlags. Oder eine Warnung ("Achtung Mainstream!"). Aber das Buch sah so schön makaber wie eine Todesanzeige aus. Und einen Thriller am Strand? Besseres kann man sich nicht wünschen. Also gekauft.
Worum geht es? Also, ein Super-Duper-Anthropologe (Spezialgebiet: Todeszeitpunkte anhand allerlei Leckereien wie Maden und Leichenschleim feststellen) lässt sich als einfacher Arzt (aha!?) auf dem Land nieder -- weil er einen Schicksalsschlag erlitten hat und neu anfangen will. Er arbeitet als "Aushilfe" (und dann später fest) bei einem Doc der auch einen Schicksalsschlag erlitten hat und seit dem im Rolli rumchoppert. Das ist schon mal ulkig -- nix da von wegen ordentliche Zulassung als praktischer Arzt und so. Er kann dem einfach lospraktizieren. Das englische Gesundheitssystem! Wenn das für Zahnärzte auch gilt, dann ist alles klar mt den Vorurteilen. Naja. Natürlich (und da fangen die Klischees an) passiert in dem Örtchen sofort (für den Leser. Für den Protagonisten nach 3 Jahren) etwas... Leichenfund! Und unser Held, der sich inzwischen mit einer ebenfalls von ausserhalb kommenden jungen Lehrerin ange"freundet" hat, wird volle Möhre in die Polizeiarbeit und noch etwas mehr als ihm lieb ist in den Fall reingesogen...

AB HIER SPOILER:

Also, nun ans Eingemachte: Das Buch ist a) ziemlich unterhaltsam, b) leidlich spannend aber c) unglaublich voller Klischees! Ausgeklinkte Serientäter (war klar)... falsche Rollie-Fahrer (na klar!!!)... grantige Bullen (muss!)... und natürlich rettet der Held am Ende seine frische Liebe aus den Fängen des ach so garstigen Psycho-Killers (das wusste ich!).
Und bevor der Arzt, Arbeitgeber und vermeindlicher Freund des Protagonisten sich aus seinem Rolli erhob und fiese Mordversuche dilettiert hat, da hatte ich schon etwa 5 mal vorher gesagt "bitte, lass es nicht den Rollifahrer sein, der nur vorgibt behindert zu sein". Aber genau so war es!
So ganz alles hab ich aber noch nicht verraten. Ein paar Kniffe und Überraschungen sind doch drin. Trotzdem, es ist als wären ein paar Schippen aus der großen Dose mit der Aufschrift "Serientäter-Soap-Zutaten" in einen Mixer gewemst worden, 2min auf Stufe 3 durchrattern, fertig ist "Chemie des Todes".
Naja, egal. Ein ideales Urlaubsbuch, weil simpel und seicht und angenehm zu lesen. Und, das ist ein echter Pluspunkt (ganz ohne Ironie): die recht drastischen und bildgewaltigen Schilderungen der Leichen und ihres Verfalls sind schon gut recherchiert und wohlig-ekelig-schaurig.
Insgesamt 7/10 Punkten, mit jeweils einem Zusatzpunkt für Urlaubstauglichkeit und die meisten wimmelnden Maden seit langem.

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