Donnerstag, Oktober 18, 2007

Semesteranfang (ohne mich!)

Also, es kann sein dass es immer so ist, dann muss ich es in den vergangenen 3 Jahren wohl irgendwie verpasst haben. Es war Semesteranfang hier in Aachen. Da war anscheinend Party angesagt, und zwar in der ganzen Stadt. Gruppen, ja man möchte sich zu dem Wort "Zusammenrottungen" hinreissen lassen, von neu eingeschriebenen Studierenden (sogenannte "Gefährder") zogen marodierend und erheblich alkoholisiert durch die Straßen. Dabei wurde nicht nur großer Sachschaden angerichtet, auch die gesundheitlichen Folgen für diese, nun ja auch nicht mehr ganz jungen (kaum einer ist noch 18, die meisten gehen doch stark auf die 20 und damit auf den biologischen Zenit zu!), Menschen ist kaum abzuschätzen. Stimmbänder wurden durch anhaltendes Gegröle vermutlich dauerhaft geschädigt, Lebern und Bauchspeicheldrüsen zu dutzenden mit hochprozentigen Alkoholika verkrebst und, dabei sollte ihnen gerade der eingeschlagene Lebensweg da Vorsicht gebieten, Gehirnzellen in Kohortenstärke über den Jordan geschickt. Erschreckend.
Dabei muss man sich als ehemals Betroffener fragen: was haben die eigentlich zu feiern? Sie wurden verdonnert, und zwar ohne quantitativ nennenswerte Gegenwehr, zur Zahlung von Studiengebühren ab dem ersten Semester. Und, wie zum Hohn, werden diese Gelder vor ihren Nasen nun eifrig für die Verbesserung der Forschung und eben nicht der Lehre ausgegeben. Ausserdem sind die späteren Arbeitsmarktchancen für die jungen und fälschlicherweise optimistischen cand. dipl. ing.'s, cand.med.'s und cand.rer.nat.'s alles andere als gut! Nicht nur wird für jeden Job in einem beliebigen aufstrebenden Ex-Entwicklungsland ein günstiger zu entlohnender Ingenieur/Arzt/Physiker zu finden sein, nein, die anderen werden dank hier in Deutschland hingestümperter Reformen am Bildungssystem auch jünger und besser ausgebildet sein. Zudem, das nur als Bemerkung am Rande, sind die armen Gesellen und Gesellinnen in einer Stadt gelandet, die einem ganz ordentlich den Nerv rauben kann, mit militanten SUV-Fahrern, arroganten Blondinen, abruchreifen Wohnungen ("400€ sind doch billig") und immer viel zu vollen Kneipen. "Da an der Theke ist noch Platz... gewöhn dich schon mal dran."
Nein, mir ist schleierhaft was sie so eifrig feiern, in diesen Tagen. Aber vielleicht ist es die Demontage, die sie feiern. Die totale Entpolitisierung und Disqualifizierung der Hochschule. Vielleicht feiern sie, dass nun endlich freies Denken und Selbstentfaltung nicht mehr gefordert sind. Rasch, rasch, den Bachelor runterrattern und ab in die Verwertungsmaschine "freier Arbeitsmarkt". Und dann selber SUV fahren und blöde Mountainbiker fraggen. Ja, vielleicht ist es das...

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