Dienstag, April 29, 2008

"Matter", Iain M. Banks (2008)

Iain M. Banks, Matter, 2008

Hab gestern abend den neuen 'M.' Banks fertig gelesen. Ich lese ja ohnehin nur die M-Version, die Science Fiction Romane von Iain Banks. Und nachdem der letzte, The Algebraist (2004), nicht, oder zumindest nicht explizit, in der Culture-Serie anzusiedeln war, ist der neue Roman wieder eine klassische Culture-Novel.
Die Geschichte dreht sich im großen und ganzen um eine einzelne Idee. Natürlich stimmt das nicht wirklich. Banks' Science Fiction sprüht vor Ideen, verbindet sehr moderne Konzepte (Transhumanismus, intelligente Computer und Materialien etc) mit Plots von Galaxis-umspannenden und Äonen-durchscheitenden Ausmaßen. Das ist auch hier nicht anders, und die schiere Menge an brillianten kleinen Einfällen und Informationsschnipseln, die das komplexe, ambivalente Bild der panhumanen, pangalaktischen Zivilisation "Culture" mehr und mehr abrunden, ist fast einschüchternd. Trotzdem, eine zentrale Idee ist der Dreh- und Angelpunkt des Romans: die Idee von den Shellworlds. Dies sind künstliche Planeten enormen Ausmaßes, die im Grunde konzentrische Kugelhüllen sind (sagt man das?), jede Ebene etwa 1000km hoch und mit ziemlich vielen "Türmen" abgestützt. Im Zentrum der Shellworld gibt es einen "Maschinenraum" wo der WorldGod lebt, denn die riesigen Planeten waren einst für etwas anderes gedacht, als nur als Planet zu dienen -- als sie vor Milliarden von Jahren (!) erbaut wurden. Folgende Zivilisationen, vielleicht längst vergessen, haben die Ebenen der Planeten bewohnbar gemacht, kleine Sonnen installiert, die an den Decken herumrollen, haben Zivilisationen dort angesiedelt. Von einer solchen Shellworld, Sursamen, genauer gesagt vom Krieg zwischen den mächtigen Königreichen zweier Ebenen dieser Shellworld, geht die Geschichte aus. Verlässt die Welt für eine Weile, kehrt zurück. Und hat bei diesem Schlenker so derart an Fahrt und Maßstab gewonnen, dass am Ende weit weit mehr auf dem Spiel steht, als die machthungrigen Possen einer "unterentwickelten", ja vielleicht sogar barbarischen Zivilisation.
Und das ist ein Kernthema des Romans: das Verhältnis von Zivilisationen zueinander. Da gibt es die Sarl, die leicht unterentwickleten Bewohner der Shellworld Ebene 8, aus deren Reihen sich (neben den Banks typischen Dronen und Schiff-Minds) die meisten der Hauptdarsteller rekrutieren, welche von den Oct (aquatische Aliens) betreut oder als Mentoren überwacht werden. Die Oct (welche sich für besonders wichtig im Zusammenhang mit den Shellworlds halten) liegen mit den Aultridia (die sich auch für ziemlich wichtig halten) im Clinch und nutzen die Menschen der Shellworld für ihre Stellvertreterkriege. Die Oct und die Aultridia wiederrum werden von den Nariscene überwacht, welche wiederum von den Morthanveld überwacht werden. Erst die Morthanveld sind auf Augenhöhe mit der Culture, eine "involved"-civilisation, wobei "involved" hier "verwickelt in die galaktische Diplomatie" bedeuten soll. Und zwischen all diesen Schichten -- Schichten scheint ein Quell der Inspiration für diesen Roman zu sein -- herrschen strenge Regeln was Einmischung und Nichteinmischung angeht. Dies führt zu der amüsanten Sequenz, in der einer der Hauptdarsteller des Romans, Prinz Ferbin (der im Zuge des Romans zum galaktischen Exilanten wird), einen Morthanveld-Politiker zu überzeugen versucht, sich in den Konflikt im Sarl-Königshaus einzumischen... die "Erste Direktive" der Sternenflotte aus Raumschiff Enterprise lässt hier grüßen. Ist es moralisch gerechtfertigter, sich einzumischen um proximales Unglück zu verhindern, oder verhindert man eher distales Unglück wenn man sich nicht einmischt ... auch wenn dies kurzfristig Leid und Schrecken bedeutet?
Der Roman an sich ist gut, er ist anfänglich mysteriös und vertrackt, man bekommt gute Gelegenheit sich mit dem "Barbaren" Ferbin und seinem Diener Holse (der viel praktischer denkt als sein Herr und Meister) auf die weite Reise in die Culture zu begeben und zu lernen, eine prima Identifikationsfigur. Und zum Ende hin ist die Story derart fein vorangetrieben, derart actionreich, dass man die letzten 200 Seiten am liebsten am Stück weglesen würde. Hochsolide SF-Action-Kost. Auch wenn das Ende doch etwas, naja, abrupt und atemlos ist, wie ein gewaltiges Crescendo oder klirrendes Gitarrengekreisch am Ende eines Rocksongs.
Alles in allem aber, das muss man leider sagen, nicht Banks' allerbester SF-Roman. Die galaktischen Intrigen kommen nicht an die genialen Verwirrungen der Ship-Minds aus "Excession" heran, die Boden-Action dringen nicht in die dreckigen Tiefen und dramatischen Höhen von "Use of Weapons" vor. Dennoch ein sehr guter Culture-Roman mit einer soliden Geschichte. Hat ein wenig den Hauch von "das wollten meine treuen Fans mal wieder lesen"... was ja auch stimmt. Man kriegt den Hals einfach nicht voll von verschwörerischen AI's, renitenten Kampfdronen, lasziven Agentinnen der Special Circumstance Abteilung der Culture und von wirklich ziemlich bizarren Aliens. Mehr davon kann gerne kommen. Und die philosophischen Gedankenspiele über Einmischung und Nichteinmischung "überlegener" Kulturen in die Geschicke "weniger entwickelter" Gruppen hat, anders aber ähnlich, durchaus Bezug zu unserer Realität. Und SF ist einfach am besten, wenn es nicht nur um S oder F geht...

Montag, April 28, 2008

Gremlinologie, Part II

Hier, was das wirklich schöne Buch "Faszinierende Welt der Fantasie; Michael Page & Robert Ingpen; Weltbild Verlag 1991" zum Thema Gremlins zu sagen hat:

Gremlins
Freche kleine Werkzeug- und Maschinengeister, entfernt verwandt mit den Gnomen und Goblins. Wie Gnome haben sie früher Menschen geholfen. Sie bewirkten, daß Werkzeuge schneller und besser arbeiteten, führten die Hände von Handwerkern und gaben ihnen neue Ideen. Amerikanische Gremlins halfen Benjamin Franklin bei seinen Experimenten mit der Elektrizität, und ein schottischer Gremlin, Hector o'the Clyde, ließ James Watt die Dampfkraft entdecken, indem er den Deckel eines Kessels mit kochendem Wasser auf und ab hüpfen ließ.
Als die Menschen begriffen, wie wichtig die Macht der Gremlins in technischen Entwicklungen ist, änderte sich die Geschichte. Leider haben die meisten Ingenieure und Mechaniker vergessen, sich mit der Gremlinologie zu beschäftigen und beanspruchen alle Neuerfindungen für sich selbst, ohne den Gremlins Tribut zu zollen.
Dies war eine Beleidigung für die Gremlins, die daraufhin ihr Verhalten den Menschen gegenüber änderten. Anstatt ihnen zu helfen, nutzten sie jetzt ihr Wissen um die "Dinglichkeit" von Werkzeugen und Maschinen und machen damit den Menschen das Leben schwer. Auf alle vom Menschen geschaffenen Werkzeuge und Maschinen legen sie jetzt den sogenannten "Gremlin-Effekt", der den Technikern als GE bekannt ist.
Am deutlichsten zeigt sich der GE, wenn man einen Nagel einschlagen will, und der Hammer statt auf den Nagel auf den Daumen trifft. Heimwerkern mangelt es oft an jenem Selbstvertrauen, dass die Macht des GE schwächt. So werden sie häufig Opfer des Gremlin-Effekts. Wollen sie eine Holzlatte durchsägen, müssen sie entdecken, daß ein Gremlin einen dicken Knoten ins Holz platziert hat. Wollen sie die Decke streichen, läuft ihnen die Farbe an den Armen herunter -- schuld ist der GE.
Jeder Haushalt erbt einen Gremlin. Er hat das Haus betreten, indem er eine Säge oder irgendeinen anderen Haushaltsgegenstand besetzte. Gremlins halten den Hebel von automatischen Toastern unten, so daß Toastbrot nicht ausgeworfen wird, sondern verbrennt. Sie verstopfen die Benzinleitung von Rasenmähern, lassen die Luft aus einen Autoreifen, wenn man sowieso spät dran ist, verändern das Heiß-/Kaltwassergemisch, während man ein Duschbad nimmt, und bringen weitere lästige Übel über die Menschheit.
Erkennt ein Mechaniker den GE an, wird er nicht die ganze Maschine auseinandernehmen, sondern erst einmal nachsehen, ob der Fehler nicht durch einfaches Anziehen einer Schraube behoben werden kann.

Hoch informativ das ganze. Dazu ein paar Anmerkungen: Heimwerkern, die besonders oft unter dem GE leiden, mangelt es also vor allem an Selbstvertrauen... aha... kann es also sein, dass der GE umgekehrt proportional zum Selbstvertrauen und/oder Sacheverstand des Anwenders ist? Würde dies bedeuten, dass die Gremlins und ihr GE sich austricksen lassen, auf eine bestimmte Weise? Auch der letzte Satz, den ich besonders kryptisch finde, deutet in diese Richtung. Das einfache Anziehen einer Schraube ist also oft sinnvoller als das komplette Zerlegen einer Maschine? Das klingt relativ wahllos, zeigt aber a: dass man sich ein wenig um die Maschine bemüht, ihr Respekt zollt und b: dass man die mysteriösen Wege des GE anerkennt indem man das Ritual des (eigentlich-sinnlosen)-Schraube-Anziehens durchführt. Zeichnet sich das ein Muster ab... die Maschinen gehen also gar nicht unbedingt von allein kaputt. Die Gremlins machen sie kaputt, um sich für die Impertinenz und Undankbarkeit der menschlichen Erfinder zu rächen. Und man braucht sie auch gar nicht reparieren, das Ritual des (e.s.)SchrAanz genügt... vielleicht zeigt es dem Gremlin, dass man sich schon zutraut, das ganze Teil zu zerlegen, es aber gar nicht will, weil man ja weiß woran es lag, das Problem.
Wie auch immer, sehr eigenartig.
Und dann der Teil mit "jeder Haushalt hat einen Gremlin"? Genau einen? Sind Gremlins territoriale Wesen? Oder kann man auch mehrere, z.B. eine besonders wilde Gang von Gremlins, haben? Fragen über Fragen. Würden zwei Geräte gleichzeitig aufgrund des GE ausfallen, wäre das ein Beweis für die Anwesenheit mehrerer Gremlins?
Ausserdem noch ein Kommentar: das mit dem Verändern des Heiß-/Kaltgemisches in der Dusche geht echt ein wenig zu weit, das hab ich schon immer gedacht... Beleidigung durch menschliche Erfinder hin oder her, das ist einfach grausam. Hört ihr, Gremlins?

Gremlinologie

Definition: Die Wissenschaft von den Gremlins
Was sind Gremlins? Man findet relativ wenig Informationen über Gremlins. Schaut man nur oberflächlich, findet man wenig mehr als den Verweis auf eine Serie von Horrorkomödien (1984; 1990; ??) aus Hollywood.
In Wirklichkeit sind Gremlins kleine urban/domestische Geisterwesen, nicht unähnlich den Pixies. Man kann diese mythischen Wesen vielleicht mit Heinzelmännchen, Kobolde, Hausgeister oder Klabautermännern übersetzen. Das die Sagen und Mythen von diesen Geistern mehr im angelsächsischen Raum verbreitet sind heisst nicht, dass es sie nicht überall auf der Welt gibt.
Auf die Gefahr hin, mir den Zorn der jeweils anderen Fraktion zuzuziehen sage ich einfach, sie sind allesamt irgendwie art-verwandt. Bei Heinzelmännchen/Pixies ist es nun so, dass sie eigentlich nicht gemein sind, sondern bloß verspielt. Sie spielen den Menschen Streiche, verstecken Dinge und erzeugen Geräusche, vorzugsweise des Nachts. Es ist ein alter Hut, dass man mit einer Schüssel süßer Milch oder etwas leckerem zu Naschen, welches man nachts in einer kleinen Schüssel bereitstellt, diese frohsinnigeren Vertreter besänftigen kann und -- besonders im Falle der Heinzelmännchen -- dann sehr liebenswerte Mitbewohner gewinnt, die einem auch schon mal aus der Patsche helfen.
Nicht anders verhält es sich eigentlich mit Gremlins. Diese Art von "Feenwesen" (sorry, "echten" Feen, aber ich verwende dies als Oberbegriff) haben eine starke Affinität zu Technik, technischen Gerätschaften und mechanischen Dingen. Sie halten sich in Apparaten auf, bewundern die Zahnräderei und ölen hier und dort mal eine quitschende Schraube. Hin und wieder, wenn ihnen langweilig ist oder wenn sie einen fiesen Tag haben oder, und das ist der springende Punkt, wenn der Mensch dem die Maschine gehört sie irgendwie erbost hat, spielen sie Streiche.
Und dann geht der Ärger los! Die Messanlage, die monatelang zuverlässige Daten erbracht hat, spinnt plötzlich herum und nichts geht mehr. Der Kühlertemperaturmesser im Auto zeigt wilde Dinge an, nur um am nächsten Tag (vielleicht auf dem Weg in die Werkstatt) wieder fehlerfrei zu funktionieren. Oder der Drucker, ein paar Tage nicht beachtet, verhält sich plötzlich komisch, sprüht Funken und zeigt alles in Spiegelschrift an. Insbesondere im Zeitalter der Computer sind die kleinen Späße, Unachtsamkeiten und Fiesheiten der Gremlins von teilweise enormen Auswirkungen... einmal den Daumen auf einen wichtigen Transistor gehalten, hier und da den Elektronenstrom in das Speichermodul ein wenig aufgestaut... und der Computer stürzt gnadenlos ab.
Warum tun die Gremlins das so plötzlich? Und warum betrifft es manche Menschen mehr als andere?
Nun, man weiss es nicht (ich zumindest nicht). Aber ich bin der Meinung, dass man eines nicht vergessen darf: Gremlins sind im Grunde kleine Techniker und lieben die Maschinen, Apparate und Geräte in denen sie leben, über alles. Und, wie alle Techniker, reagieren sie sehr allergisch auf mangelnden Respekt. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich glaube, dass es Gremlins sehr stört, wenn Menschen einfach so als gegeben annehmen, dass Geräte zu funktionieren haben. Dann wird dem respektlosen Menschen eine Lektion erteilt: "eigentlich ist es ein Wunder, dass überhaupt etwas funktioniert, du solltest nicht vergessen wie abhängig du vom Funktionieren bist. Vergiss nicht, auch mal darüber zu staunen, dass alles meistens so toll klappt. Und so sieht das aus, wenn es mal schief läuft..." **bzzz**
Also, ich denke, dass das Äquivalent zur Schüssel Süßigkeiten bei den Heinzelmännchen für die Gremlins ist, ihre Bewunderung für Technik an sich zu teilen, nicht den Blick dafür zu verlieren, wie unglaublich es ist, dass wir in Millisekunden quer über die Welt einen Nachricht verschicken und an einem anderen Ort ausdrucken können. Dass wir Maschinen bauen können, die Fliegen, Graben, Rasen, Tauchen. Dass all der Kram in fast allen Fällen wunderbar funktioniert.
Werd in Zukunft mal Augen und Ohren offenhalten, was ich so über Gremlins finden kann...

P.S.: eine kleine Recherche hat ergeben, dass aaaaaaangeblich das Wissen um Gremlins erst in den 40er Jahren erfunden wurde, als Piloten das unerklärliche Versagen ihrer Maschinen am Himmel mit solchen Wesen in Verbindung brachten. Das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Erklärbar ist, wieso in solchen Höllenmaschinen wie Kampfflugzeugen, die Gremlins besonders grausame Späße trieben -.- immerhin ist es die ultimative Respektlosigkeit, eine so wunderbare Maschine wie eine Flugzeug nur zum Töten und Verstümmeln zu benutzen. Nein, ich bin mir sicher die Gremlins gibt es, seit die Menschen Geräte und Maschinen bauen... vielleicht haben sie sich aus Ur-Pixies entwickelt, welche die Höhlen von Steinzeitmenschen teilten... und als dann der erste Mensch etwas baute, vielleicht einen Bogen zum Feuermachen, war ein Teil dieser Geister so interessiert, dass sie fortan alles über Technik "mitlernten", was die Menschen erfanden. Naja, das ist ein Exkurs in die Paläogremlinologie, dazu vielleicht später mehr.

Donnerstag, April 24, 2008

Man sollte seinen Marx schon kennen... :-)

Dramatische Enthüllung! Da kommt doch tatsächlich nach all den Jahren heraus, dass einer der berühmtesten deutschen Physiker gar nicht so heisst wie er heisst. Max Planck muss in Zukunft anders heissen, denn anscheinend war sein Vorname nicht 'Max' sondern 'Marx' ... berichtet zumindest Spiegel-Online heute. Das ist komisch. Natürlich kann man sich erstmal fragen: "wasn Marx für saublöder Vorname, ey?" Aber gut, das war 1858, da hatten die Eltern vielleicht noch andere Vorstellungen. Zumal in Kiel. Ausserdem, so der Artikel: " Marx war eine früher gebräuchliche Übertragung des ursprünglich lateinischen Namens Marcus ins Deutsche."
Aber ansonsten scheint die Enthüllung eine saubere Sache zu sein -- beruhend auf einem Archivfund.
Also, die Max-Planck-Gesellschaft wird zukünftig einen Buchstaben mehr brauchen. Der Artikel im Spiegel-Online dazu: "Vielleicht muss die ruhmreiche Institution ja bald neue Namensschilder an ihre 78 Institute und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland schrauben: Marx-Planck-Gesellschaft müsste dann wohl darauf stehen. Schließlich steht die Wissenschaft in der Pflicht, neue Erkenntnisse stets aufzunehmen und umzusetzen"
Dann ist es ja vielleicht an der Zeit, die anderen Enthüllungen bekannt zu geben, die mir ja schon lange bekannt sind:
1) der unter dem Namen "Albert" Einstein bekannte Denker und geniale Physiker hiess eigentlich "Alberto" Einstein, seine Eltern Pauline und Hermann hatten damals ihre italienische Phase
2) Otto "Hahn" hiess eigentlich Otto "Huhn", hat diesen Namen aber zu seinem Studienbeginn in Marburg abgelegt, um vor seinen Komilitonen nicht als gackerndes Federvieh sondern als stolzer Broiler dastehen zu können... so war das damals halt
nun kommt der Kracher:
3) der "Erfinder" der Gravitation, Sir Isaac Newton, hiess eigentlich Isaac Newt. Ein Leben lang war dies keine Problem für ihn, er liebte die possierlichen Molche in seinem Gartenteich, die seine Namensvettern waren, sogar. Erst sein Imageberater, ein gewisser Sir Duffo Waldenburg, der von der Geschichtsschreibung völlig vergessen wurde, sagte 1687 nach der Veröffentlichung von Newt's Standardwerk "Newt's thoughts"... (und der Satz wurde wörtlich überliefert): "my dear Isaac, the title of your book is crap -- nobody will buy it and then your plans to become one of the worlds most famous thinkers and founder of gravity will go down the drain. Here's my plan, first we need a more impressive title, something that strikes the dumb masses out there with awe, something greek or latin. And secondly, your name is stupid. We need to change it."
So kam das... :-D

Genug der Münchhausenerei hier, ich arbeite mal weiter.

Montag, April 21, 2008

Street Kings (2008)

Die Street Kings in diesem knall-knochen-beinharten Thriller, den ich am Samstag stilecht in der Spätvorstellung (keine Jugendfreigabe beantragt!) sehen durfte, sind die mächtigen korrupten Polizeichefs, Lokalpolitiker und Verwaltungsgrößen von Los Angeles. Und wie die echten Könige, gehen auch die Könige der Straße nie wirklich dorthin wo es schmutzig und gefährlich ist, sie üben die Macht über ihr Reich mit Hilfe von Rittern, Handlangern und Söldnern aus. Ein solcher Handlanger ist Detective Tom Ludlow, der von Keanu Reeves verkörpert wird. Er ist eine Art Superbulle, ein Ein-Mann-SWAT Team, ein hard-boiled cop wie er im Buche steht. Und er gerät auf die schiefe Bahn in diesem Film, wird hereingezogen in ein Spiel aus Korruption und Vertuschung, in dem er (und der Zuschauer) bald mit der schwierigen Frage konfrontiert wird, wie weit man im Kampf gegen das Verbrechen gehen darf, was noch Gerechtigkeit ist und was schon Unrecht. Und am Ende bricht auch die letzte Fassade weg und das wahre Gesicht der Welt, die grässliche Fratze der Realität, grinst uns von der Leinwand an. Und niemand ist mehr der Gute.
Ein wirklich düsterer, harter, krasser Film. Der aber von exzellent gezeichneten Charakteren lebt. Keanu Reeves spielt den versoffenen, aufgedunsen wirkenden Ludlow, der im Laufe des Films alles verliert an das er geglaubt hat, mit einiger Überzeugung. Ein wenig erinnert Reeves zwar immer an noch an eine Mischung aus Neo (Matrix) und Jack Traven (Speed), aber er lässt sich von einem großartigen Cast mitreissen -- allen voran Forest Whitaker, der den Mentor und machtlüsternen Chef Ludlows, den Captain Jack Wander spielt. Auch dieser Charakter besitzt eine enorme Dynamik, bewegt sich vom anfänglich leicht Unbehagen auslösenden Schleimsack in eine Richtung, die so eng mit der Pointe des Films verwoben ist, dass ich sie nicht verraten will. Nur so viel -- Forest Whitaker gehört mehr und mehr, vor allem wegen Ghost Dog (1997) und The last King of Scotland (2006), zu meinen Lieblingsdarstellern. Ein Experte für die Abgründe, wie es mir scheint...
Schauspielerisch ist Street Kings also ein sehr guter Film. Getragen wird das ansehnliche Mimenspiel von einer Story, die in atemberaubenden Tempo voranschreitet, um Windungen und Wenden kurvt, wie eine Verfolgungsjagd durch eine nächtliche Großstadt. Das ist Drehbuchkunst in Vollendung -- keine Frage für mich übrigens, da James Ellroy, einer der besten hard-boiled Krimischreiber wie ich finde, höchst selbst an dem Script mitgeschrieben hat. Er hat ein Händchen für das richtige Tempo, wie es mir scheint. Und logische Brüche oder Merkwürdigkeiten, etwas das in jedem Fernsehkrimi (sei es aus deutscher oder US Herstellung) gang und gebe ist, wird man bei Street Kings erfolglos suchen -- der Film ist von Anfang bis zum pessimistischen, finsteren Ende stimmig und schlüssig.
Ach, das Ende... das scheint ein neuer Trend in Hollywood zu werden. Bisher ungeschlagen das fieseste, gemeinste Ende ever hab ich bei dem Film The Mist (2007) mit ansehen dürfen -- richtig erschütternd war das, als sich herausstellte, dass der Hauptdarsteller den grausigen Mord an seinem Sohn (den er beging um das Kind vor einem noch grauenvolleren Ende zu bewahren) nur noch ein paar Minuten hätte herauszögern müssen, um allesamt gerettet zu werden. Auch bei Street Kings darf man in dieser Hinsicht einiges erwarten ... es heisst bis zum Ende dabei bleiben und mit offenem Mund die Leinwand anstarren.
Also, das Krimigenre lebt, und nach LA Confidential (1997) und Black Dahlia (2006) funktionieren Ellroy's harte Filme über das korrupte LA weiterhin gut. Schön zu sehen: es geht aber auch ohne den 50er Jahre Stil voller Zitate und Hommagen an Chandler und Hammet. Weiter so Hollywood.

Freitag, April 18, 2008

Pokalfinale

Am Samstag wird das Finale des Pokalwettbewerbs des deutschen Fußballbundes ausgespielt, wie es so schön offiziell heisst. Im Volksmund auch "am Sonntach is Pokalfinale in Berlin, wah!" genannt. Es treten an, BvB Lüdenscheid gegen Bayern München. Ahhh, Pest gegen Cholera. Erhängen gegen Erschießen. Die Unsymp's der Liga geben sich ein Stelldichein... man möchte gerne auf "Niederlage für beide", auf "Spielabbruch" oder so tippen... aber das geht ja nicht. Vermutlich wird sich der FC Bayern auf dem Weg zu seinem Triple 08, zur totalen Dominanz, zur Weltbeherrschung, in der 119. Minute des Spiels (vorher ein lahmer Kick) mit 1:0 gegen die Lüdenscheider durchsetzen, die daraufhin Rudelbildung und Schlägerei betreiben, um wenigstens im Gesicht des Gegners einen Treffer zu landen. Das hat dann zwar nichts mehr mit Fussball an sich zu tun, ist aber um ein Vielfaches unterhaltsamer für die angetrunkene Zuschauermenge. Philipp Lahm wird mit einem ausgeschlagenen Schneidezahn flennend vom Platz getragen und Olli Kahn beisst dem Trainer der Dortmunder ein Stück vom Ohr ab. Das war keine Tätlichkeit, das war ein Popzitat. Und auf dieser Leistung ausruhend bricht die Mannschaft der Bayern dann am Ende der Saison, siegreich aber mit faulem Beigeschmack, auseinander. Und Olli Kahn wird Kirmesboxer.
Örk! Ich weiss ich weiss, die Bochumer Fans verbindet eine traditionelle Freundschaft mit den Bayern. Während also meine Abneigung gegen die schwarz-gelbe Pest aus Lüdenscheid, aus der verbotenen Stadt am Ostrand des Ruhrpotts (quasi, Ruhr-Thüringen) leicht zu erklären ist, steh ich als eingeschworener VfLer mit meinem Bayern-Hass vielleicht allein da. Aber was solls. Ich kann es noch nicht einmal erklären -- es ist einfach, weil... darum! Die brauchen meine Zuneigung nicht, die haben schon Talent, Geld, Perfektion, Erfolg. Da ist es geradezu meine moralische Pflicht, wegen Symmetrie und Balance des Universums, ein wenig Gift und Galle gen Süden zu geifern.
Punkt.
Ich werde mir das Spiel vermutlich nicht ansehen. Pokalfinals sind, selbst wenn sympathische Teams antreten, notorisch öde und blöd. Ich warte bis wieder richtiger Fussball (d.h. die Bundesliga) gezeigt wird. Denn da ist auch Bochum dabei... ;-)

Donnerstag, April 10, 2008

SPAM

Mittlerweile ist es ja so, dass fortschrittliche Spam-Filter auf Provider und Client-Niveau ziemlich viel von der Flut an Spam, dem kosmischen Hintergrundrauschen des Internets, zurückhalten. Das ist natürlich gut, ja sogar lebensnotwendig, weil man so nicht Stunden und Aberstunden am Tag mit dem Durchforsten hirnloser Mail verbringen muss, um die eine wichtige Nachricht nicht zu verpassen. Es ist aber auch schade, weil ich denke man verpasst was. Früher, als Spam etwas seltenes war (Gottchen, ich hab damals, bei meiner ersten Spammail irgendwann 1998 gedacht -- "was hab ich falsch gemacht?? Woher haben DIE meine Mailadresse?"), da konnte man sich in einer freien Minute immer wieder mal über ulkige Formulierungen und Angebote amüsieren. Auch die ganze Nigeria-Connection Geschichte, ein Klassiker des Internet, wäre ohne die Helden von der Spamfront nicht möglich gewesen. Oder diese Kettenbriefe, die man an X weitere Leute schicken soll, damit der kleine Lukas von seiner unheilbaren, ausserirdischen Nasennebenhöhlenentzündung erlöst wird oder Bill Gates 5 cent spendet (pro Mail, versteht sich). Hach, das waren noch Zeiten.
Um dies alles zu ehren, habe ich mir vorgenommen heute mal den "Spamverdacht"-Ordner von GMX anzusehen, wer weiss was man da findet...

Zunächst einmal fällt auf, dass die Themen viel weiter gestreut sind, als man immer annimmt. Ich hätte nicht gedacht, dass es nicht NUR um Pornographie geht. Nein nein. Also, von den 31 Nachrichten in dem Ordner sind zwar immerhin 23% mehr oder weniger eindeutige Angebote für Pornographie, aber 29% beziehen sich auf Penisverlängerung (und, wer hätte das gedacht, Verbreiterung!). Satte 26% der Mails sind Angebote, Medikamente jeglicher Art (7x Viagra, 1xSchlankheitspillen) käuflich zu erwerben. Und die verbliebenen 23% beziehen sich auf "anderes". Dazu gleich. Zunächst einmal fällt auf, das Pornographie gar nicht das häufigste ist, sondern Angebote zur Penis- und Liebesaktverlängerung. Damit scheint klar: das Internet ist NICHT bevölkert von einsamen Typen, die sich einen Runterholen wollen. Nein, das Internet ist bevölkert von Typen, die unter schwerer Impotenz und kleinem Gerät leiden. Who would have thought? Hat sich das geändert? Früher war doch immer... also, ich bin amtlich verwirrt... und sehe ein Muster. Hat der frühere exzessive Konsum von Pornographie die Internetgemeinde impotent gemacht? Ich wittere eine medizinische Skandalgeschichte.
Nun aber zur Kategorie "anderes", da ist der Trend derzeit Uhren. Die meisten (5/7) Mails bieten den günstigen Verkauf besonders dicker Uhren an. Ahhhh, ein Schelm wer böses dabei denkt: kleiner Pimmel und Impotenz, aber dicke Uhr am Handgelenk, was? Hehehe.
Die anderen Angebote aus dieser Kategorie sind, das muss ich zugeben, nicht ganz klar. Vielleicht ist es gut gemeinter Lebensrat, wenn der Herr "dehart" mir unter dem Betreff "get it right here right now" schreibt: "don't wait for things to happen. Embrace the future right now!" Ja! Tschakka. Das ist positive Lebenseinstellung. Und sowas wird mir sonst vom Spamfilter vorenthalten!
Überhaupt, man fühlt sich richtig geschmeichelt, wenn man Spam liest. So berichtet mir "Krys McCrimmon" (das MUSS ein Künstlername sein) unter dem etwas irre-führenden Betreff "watch Lindsay touch herself" die bemerkenswerte Tatsache, dass "Jennifer said you [also ich] were hot!". Recht hat sie, die Jennifer. Dabei kenn ich gar keine Jennifer, und auch keine Lindsay, und ob ich um 9:15 noch vor dem Beginn des Bürotages zusehen will, wie die sich "berührt"... also ich weiss nicht. Aber ich bin "hot", dass nehm ich mal als take-home message mit. Yes!
In diesem Sinne, schaut hin und wieder mal in den Spamverdachts-Ordner, wenn ihr euch schlecht fühlt: da steckt viel positive Energie drin. Embrace the future right now. And give here the experience she never forgets. Impress your boss with your bling bling watch. And increase your length in ten days.
Das ist doch Poesie.

Montag, April 07, 2008

Brumm brumm brrrrrrrrrr...

Ja. Richtig geraten. Hab mir ein Auto gekauft.
Nun ist sie vorbei, die Zeit des Autofahrer-Bashings, weil ich mein Moutainbike schon länger nicht mehr repariert hab, weil ich nun selber durch die Straßen donner, auf der Jagd nach Radlern und Fußgängern, immer bereit mit Hupe und Kotflügel Angst und Schrecken zu verbreiten...
Ähem. Naja. Also, ich denk mal die langjährige harte Schule in der Opferrolle wird mich vielleicht doch zu einem etwas rücksichtsvolleren Fahrer machen. Und ausserdem hab ich schon neue Bashing-Opfer für mich auserkoren: die Linke-Spur-Asis! Ja, ihr seid gemeint! Die ihr mit euren silbermetallic-farbenen (warum IMMER diese Farbe?) BMW- oder AUDI-Kombis mit 180 von hinten angerauscht kommt, während ich in angemessen überhöhter Geschwindigkeit ein paar trödelnde Laster überhole. Und dann eure Gesichter. Die Schweissflecken auf euren Business-Hemden, wie ihr, einem Kampf auf Leben und Tod gleich, mit wutverzerrtem Gesicht am liebsten den Grünstreifen zum Überholen mit nutzen würdet. Den mittleren, versteht sich. Wie ihr drängelnd überholt, um dann noch 100m weiter über drei Spuren die Ausfahrt zu erwischen. Lieber tot als zweiter. Auch ne Lebenseinstellung. Aber lasst mich da raus, ja?
Mehr Erlebnisse von der Autobahn dann hier an dieser Stelle, in den kommenden Wochen... ;-)