Montag, April 21, 2008

Street Kings (2008)

Die Street Kings in diesem knall-knochen-beinharten Thriller, den ich am Samstag stilecht in der Spätvorstellung (keine Jugendfreigabe beantragt!) sehen durfte, sind die mächtigen korrupten Polizeichefs, Lokalpolitiker und Verwaltungsgrößen von Los Angeles. Und wie die echten Könige, gehen auch die Könige der Straße nie wirklich dorthin wo es schmutzig und gefährlich ist, sie üben die Macht über ihr Reich mit Hilfe von Rittern, Handlangern und Söldnern aus. Ein solcher Handlanger ist Detective Tom Ludlow, der von Keanu Reeves verkörpert wird. Er ist eine Art Superbulle, ein Ein-Mann-SWAT Team, ein hard-boiled cop wie er im Buche steht. Und er gerät auf die schiefe Bahn in diesem Film, wird hereingezogen in ein Spiel aus Korruption und Vertuschung, in dem er (und der Zuschauer) bald mit der schwierigen Frage konfrontiert wird, wie weit man im Kampf gegen das Verbrechen gehen darf, was noch Gerechtigkeit ist und was schon Unrecht. Und am Ende bricht auch die letzte Fassade weg und das wahre Gesicht der Welt, die grässliche Fratze der Realität, grinst uns von der Leinwand an. Und niemand ist mehr der Gute.
Ein wirklich düsterer, harter, krasser Film. Der aber von exzellent gezeichneten Charakteren lebt. Keanu Reeves spielt den versoffenen, aufgedunsen wirkenden Ludlow, der im Laufe des Films alles verliert an das er geglaubt hat, mit einiger Überzeugung. Ein wenig erinnert Reeves zwar immer an noch an eine Mischung aus Neo (Matrix) und Jack Traven (Speed), aber er lässt sich von einem großartigen Cast mitreissen -- allen voran Forest Whitaker, der den Mentor und machtlüsternen Chef Ludlows, den Captain Jack Wander spielt. Auch dieser Charakter besitzt eine enorme Dynamik, bewegt sich vom anfänglich leicht Unbehagen auslösenden Schleimsack in eine Richtung, die so eng mit der Pointe des Films verwoben ist, dass ich sie nicht verraten will. Nur so viel -- Forest Whitaker gehört mehr und mehr, vor allem wegen Ghost Dog (1997) und The last King of Scotland (2006), zu meinen Lieblingsdarstellern. Ein Experte für die Abgründe, wie es mir scheint...
Schauspielerisch ist Street Kings also ein sehr guter Film. Getragen wird das ansehnliche Mimenspiel von einer Story, die in atemberaubenden Tempo voranschreitet, um Windungen und Wenden kurvt, wie eine Verfolgungsjagd durch eine nächtliche Großstadt. Das ist Drehbuchkunst in Vollendung -- keine Frage für mich übrigens, da James Ellroy, einer der besten hard-boiled Krimischreiber wie ich finde, höchst selbst an dem Script mitgeschrieben hat. Er hat ein Händchen für das richtige Tempo, wie es mir scheint. Und logische Brüche oder Merkwürdigkeiten, etwas das in jedem Fernsehkrimi (sei es aus deutscher oder US Herstellung) gang und gebe ist, wird man bei Street Kings erfolglos suchen -- der Film ist von Anfang bis zum pessimistischen, finsteren Ende stimmig und schlüssig.
Ach, das Ende... das scheint ein neuer Trend in Hollywood zu werden. Bisher ungeschlagen das fieseste, gemeinste Ende ever hab ich bei dem Film The Mist (2007) mit ansehen dürfen -- richtig erschütternd war das, als sich herausstellte, dass der Hauptdarsteller den grausigen Mord an seinem Sohn (den er beging um das Kind vor einem noch grauenvolleren Ende zu bewahren) nur noch ein paar Minuten hätte herauszögern müssen, um allesamt gerettet zu werden. Auch bei Street Kings darf man in dieser Hinsicht einiges erwarten ... es heisst bis zum Ende dabei bleiben und mit offenem Mund die Leinwand anstarren.
Also, das Krimigenre lebt, und nach LA Confidential (1997) und Black Dahlia (2006) funktionieren Ellroy's harte Filme über das korrupte LA weiterhin gut. Schön zu sehen: es geht aber auch ohne den 50er Jahre Stil voller Zitate und Hommagen an Chandler und Hammet. Weiter so Hollywood.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
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