Montag, September 29, 2008

Kindergartenbahn

Hier eine kleine Geschichte vom (all)täglichen Wahnsinn auf der Autobahn. Heute morgen auf dem Weg nach Aachen, A44 kurz hinter Gladbach, noch ist es dunkel. Rechts die übliche LKW Wand; links, die Hochgeschwindigkeitsschlange aus Berufspendlern. Ich reih mich da ein, dann das übliche: LKW überholt LKW. Also hängen wir dahinter, ich etwa an 5ter Stelle. Als der LKW wieder nach rechts rübergeht, nehmen wir alle wieder Tempo auf. Also ich gerade an dem LKW vorbei will schert er wieder aus und überholt den nächsten. Tempo 81km/h gegen 80,5km/h. Das dauert. Ich und andere lichthupen den LKW Fahrer an... nicht weil es was bringen würde oder sonderlich vernünftig wäre, aber weil man so wenigestens mit einem Schwall Photonen seinem Ärger Luft machen kann. Scheiß Elefantenrennen.
Aber, nun kommt es. Als der LKW endlich seinen hirnlosen Überholvorgang beendet hatte, beschleunigte ich halt wieder und fuhr weiter. Aber der Typ hinter mir (schwarzer Golf) hatte was anderes vor. Er setzte sich direkt (1m) vor den LKW und schien sein Tempo zu verringern. Hehe, er wollte dem LKW wohl eine kleine Lektion erteilen. Der LKW hupte (krasser Sound) und blendete geschätzte 200 Fernlichtstrahler auf. Das alles konnte ich schön im Rückspiegel beobachten. Sehr ulkig. Soweit ich das beurteilen kann fuhr der Golf ein ganz gutes Stück (vielleicht ne Minute) vor dem LKW her. Klar, ich ärger mich auch über diese endlosen Elefantenrennen, aber das geht vielleicht etwas weit, oder? Nötigung gar?
Mein Fazit: alle Beteiligten bekloppt.

Mittwoch, September 24, 2008

der 100$ Skandal

Habe gestern bei einem nahmhaften Journal, welches der "Society for Neuroscience" als Postille dient (jaa, das "J. Neurosci.") ein Manusskript eingereicht. Das geht ja heutzutage alles online. Und diese submission-websites sind immer ein PITA (nicht das, sondern das!) wie es im Buch steht. Nachdem ich mich mit mehreren Anläufen durch das ganze Gerödel gehangelt hatte (wer hätte gedacht, dass man das Anschreiben an den Editor nicht als File hochladen kann, sondern als einfachen Text in ein Eingabefenster kopieren muss??) und tatsächlich aus all meinem Kram (2 Jahre Arbeit... aber egal) ein PDF erstellt wurde, kam der Klops: vorher nirgendwo erwähnt* erschien plötzlich ganz heimlich, still und leise die Aufforderung mittels meiner Kreditkarte 100$ "submission fee" rüberzureichen. Also, angeblich um Teile der Kosten des Peer-Review Prozesses abzudecken. Hmmmhuaaahäää? Die nutzen meine 100$ also um jemandem eine Email zu schreiben, der sich als Reviewer hergibt? Krass, die müssen aber einen teuren Internetanbieter haben. Überhaupt, die Society for Neuroscience sollte sich solcher Raubrittermethoden eigentlich schämen.
Grmpf. Und das alles, um vermutlich in ein paar Tage zu hören, dass das Manuskript schon vom Editor abgelehnt wurde und erst gar nicht zu Reviewern geschickt wird. Wenn ich die 100$ dann nicht zurückbekomme, dann... dann... dannnnnnnnn.... weiß ich es auch nicht. Kann man ja nix machen. Die haben mich einfach in der Hand. Arschlöcher.

*: wenn ich ehrlich bin hatte ich das schon irgendwo auf der Webseite des Journals gesehen, aber nicht mehr damit gerechnet, weil es in all den "Author Instructions" und "Submission Instructions" etc nicht mehr erwähnt wurde. Jaja.

Dienstag, September 23, 2008

Telefonhotline ISAF

Gerade hörte ich im Radio (WDR2), dass mal wieder deutsche Soldaten in Afghanistan attackiert wurden. Irgendein Freak hat sich mal wieder in deren Nähe in die Luft gesprengt. Ich vermute mal mit einer Autobombe. Was aber an dem Bericht auffiel war, dass die Sprecherin sagte "die Taliban hätten sich telefonisch zu der Tat bekannt". Na, das find ich einigermaßen ulkig. Wie hat man sich das vorzustellen? Etwa so?
--"Salaam, Sie haben die Telefonzentrale der deutschen ISAF Truppen in Afghanistan gewählt. Möchten sie als Dolmetscher oder Handlanger arbeiten, so drücken sie die 1. Möchten sie uns mit allgemeinen Flüchen und Verwünschungen überschütten, drücken sie die 2. Wenn sie die Verantwortung für einen Terrorangriff auf unsere Truppen übernehmen möchten, drücken sie die 3."
--"***unübersetzbare Flüche***, **beep**
--"Sie haben die Taste 3 gedrückt. Sie möchten die Verantwortung für einen Terroranschlag übernehmen. Drücken sie die Taste 1, wenn sie sich der Talibanbewegung zugehörig fühlen. Drücken sie die Taste 2, wenn die Drogenbaron sind. Drücken sie die Taste 3, wenn sie ein lokaler Warlord sind. Drücken sie die Taste 4, für alles zusammen."
--***mehr Flüche***, **beep**
--"Sie haben die Taste 1 gedrückt. Sie geben also an, ein aufrechter, ehrlicher Gotteskrieger zu sein. Sie werden nun mit einem unserer Servicemitarbeiter verbunden... **klickediklick** ... im Moment sind alle Leitungen belegt, sie werden verbunden, sobald ein Mitarbeiter für sie Zeit hat." **Musik von Cat Stevens ertönt**

So, oder so ähnlich, muss es gewesen sein.

Mittwoch, September 17, 2008

Thommy vs. the weather

Es ist kalt. Saukalt. Es ist recht klar, kein richtige Wölkchen ist da um die Erde wie eine fluffige Thermoskanne in einen wärmende Umarmung zu schliessen. Und gegen abend fällt, rast, sturzflugt das Quecksilber nach unten. Es geht gegen 4°C. In der Eifel ist Frost angesagt.
Ich möchte daran erinnern, dass wir noch immer Sommer haben, ja!? Herbstanfang ist erst am Wochenende! Verdammich.
Aber ich bleibe hart, die Heizung wird erst am 1.10. angemacht. FRÜHESTENS! Bei den Gaspreisen... ich will ja nicht unken, aber nichts ist in den vergangenen Jahren so rasch und brutal teuer geworden, wie Energie. Na gut, und Bahnfahrkarten. Aber darum geht es hier nicht. Und nun hat sich auch noch das Wetter verschworen gegen uns. Aber ich werde nicht, nein, ich werde nicht nun schon damit beginnen den russischen Gasbaronen und den Topmanagern von Eon ihre Luxusschlitten und Urlaube zu finanzieren. Da frier ich lieber. Ihr werdet schon sehen-- wir können nämlich frieren. Frieren macht schlank. Und wenn alle Stricke reissen überfallen wir einen Kohlezug... hehehe...
Aber mal im Ernst -- vorgestern war ich im Wald laufen, da hat ein Vater mit zwei Söhnen Holz eingesammelt, so richtig im "großen" Stil, offensichtlich für einen Kamin. Klar, ist ja auch ne gute Idee. Liegt ja da rum, der Kram. Muss man bloss noch trocknen. Holzheizung ist ja sowieso der Tipp -- und immerhin (wenn man nicht gerade ewig alte und langsam wachsende Hölzer vom Polarkreis abholzt) auch ökologisch ok. Von wegens de Zeh-Oh-Zwei und so... ;-)
Hach, meine nächste Wohnung muss nen Kamin haben! Werd drauf achten, wenn ich in mein mini Apartment in Rotterdam ziehe...

Montag, September 15, 2008

long time no read

Hui, wie die Zeit vergeht. Dachte ich poste mal wieder ein kleines Update-Lebenszeichen hier. Was gibt es neues? Ich habe einen neuen Blog eröffnet, in dem ich am Januar über meine Erlebnisse als Expat berichten werde. Ich hab ja ab da einen Job in Rotterdam, daher heisst der Blog auch ganz passend postdoc-in-rotterdam.blogspot.com ... apropos, da hab ich auch die letzte Woche verbracht. Hab mit meiner neuen Arbeitsgruppe alles mögliche geplant (eher weniger als mehr, aber wir sind der Meinung "es wird schon gehen"), mit der Personalabteilung alles geklärt und für Unterkunft gesorgt. Nun muss ich noch ein paar Behördensachen erledigen (ich brauch eine niederländische Sozialversicherungsnummer, ein niederländisches Bankkonto und ein polizeiliches Führungszeugnis) aber dann ist der Umzug fertig vorbereitet... erstaunlich wie einfach es geht. Und wie war es in Rotterdam? Also, das ist definitiv eine aufregende Stadt. Ziemlich groß und wuselig, voller Baustellen, internationalem Flair, Hochhäusern und Fahrradwegen. Hat Spaß gemacht und wird bestimmt auch eine tolle Zeit. Und ist nicht so weit weg von zuhause... ;-)
Mit dem Niederländischen, nun als Sprache gesehen, hab ich auch schon erste Fortschritte gemacht. Kann nun schon Einkäufen und was im Restaurant bestellen und mich zurechtfinden und so ohne als gänzlicher Volltrottel dazustehen. Klar, einen "gaaaaaaaanz schwachen Akzent" hab ich natürlich, hehehe, aber das wird schon.
Nun muss ich nach der spannenden Woche wieder in den Arbeitsalltag reinfinden, der mich bis Ende des Jahres noch hier in Deutschland beschäftigen wird. Das ist nicht einfach. Hätt grad Lust schon nächste Woche in Rotterdam anzufangen, weil neue Sachen natürlich immer viel aufregender und so. Muss mich wohl noch ein wenig zusammenreissen...

Donnerstag, September 04, 2008

I'll be back!

Kaum ist eine Plage, in Form des Titan-Kahn, von der Bildfläche verschwunden und es geht ein Aufatmen durchs Land, kommt es knüppeldick: Müntefering will zurückkommen*. Der Sauerländer Rumpelpolitiker, der als Kind in den Kessel mit dem Zauberveltins gefallen ist, der Erfinder der Heuschreckendebatte und einziger Ganztagesmorgenmuffel der Politik. Die Rechtslinken (also, die die sich an die sogenannte Mitte ankuscheln) vom Seeheimer Kreis freuen sich, die SPD bekommt wieder mehr Profil. Als wenn Onkel Bräsig Beck nicht genug Profil hätte, für eine Partei. Beck hat doch eigentlich genug Profil für einen Matsch-und-Schnee-Reifen. Vielleicht haben sie die Profiltiefe gemessen. Abnutzung. Polizeikontrolle und so. Naja, offenbar sind die brutal niedrigen Umfragewerte der alten Dame SPD so schauderlich, dass nun untote Politwidergänge herbeigerufen werden müssen. Weil an diese Charaktermasken erinnert sich das Wahlvolk noch. Mit kernigen Kloppern wie "Nur wer arbeitet, soll auch essen" oder "Links ist das, was Arbeit schafft." wird der Schraubzwingenrethoriker sicher wieder für Erheiterung sorgen in der Tagespresse. Zum zweiten Zitat allein liegen mir so viele böse Reposten auf der Zunge... aber naja, nun von Bauprojekten der Nazis anzufangen (schufen viele Arbeitsplätze in der Betonindustrie) wäre echt fies. Kann jedenfalls an Arbeitsbeschaffung nichts linkes erkennen. Was solls, wenn Müntefering raunt "Ich kann nur kurze Sätze" weiß man woran man ist: ehrliche Stammtischpolitik aus dem schönen Sauerland, rotbraun wie die Scheiße einer Kuh mit Cholera. Na dann, voran Genossen!
Und da Politik funktioniert wie ein Sammelkartenspiel ("Bundestag, The Gathering") wird die CDU bald ihre Konterkarte ziehen und Friedrich Merz reanimieren. Endlich wieder Pöbelpolitik pur.
Ich freu mich. Mehr Stoff zum drüber aufregen. Das ist gesund und hält das Herz jung... ;-)

*: ja, das ist eine nicht mehr ganz taufrische Info, ich weiß, aber mir war das bis heute morgen nicht so bewusst.

Mittwoch, September 03, 2008

Der Titan geht endlich

Keine Bananen. Dafür ein paar Tränen, schlechtes Playback von einem Casting-Show Hansel der sich für einen Opernsänger hält (dank des Werbepartners T-Com), ein maues Spiel zwischen FC Bayern München und der sogenannten A-Nationalmannschaft. Das waren die Zutaten für einen gelungenen Abend in München. Oliver Kahns Abschiedsspiel.
Die Trauer über das Abtreten des Titans war groß bei den anwesenden Fans. Mit rythmischen "Olli, Olli, Olli" Rufen, bekundeten sie Respekt. Gestandene Urbayern mit unmodischen Schnauzbärten heulten ungeniert. Während Kahn theatralisch wie ein ungeschlagener, unbeugsamer Recke, sich nur widerwillig dem Unausweichlichen beugend, von der Steady-Cam lechzend begleitet, in die obszön-luxuriöse Umkleidelandschaft des FCB verschwand. Dann schnaufte der Titan, wie er es immer tut, und kippte sich zwei Becher Isodrink in den Schlund. Um sich dann, nach erneuten Schnaufen, auf die Bank zu hocken und direkt in die Kamera zu sagen: "so, das wars jetzt".
Bei mir hält sich die Trauer in Grenzen. Für mich war Kahn schon immer ein unangenehmer Zeitgenosse. Zwar auf dem Platz körperlich und geistig durchaus ein Keeper von Weltrang. Aber Fehler hat er auch gemacht, wie alle, und selbst ein Hildebrand (beleidigte Leberwurst) oder ein Piblica (legendärer Fliegenfänger) haben schon große Matches gemacht. Sich quer vor einen Ball schmeißen für ne Million Euro im Monat Vollzeittraining -- ist nun nicht so eine große Leistung. Nein, entscheident ist, Kahn war ein respektloser Spieler, dessen Ausraster von einer unangenehm egozentrischen Persönlichkeit zeugten, der schwere Verletzungen von Mit- und Gegenspielern stets billigend in Kauf nahm, der abseits des Platzes ein postpubertäres Bonzenarschloch abgab. Prototyp einer wandelnden Bildschlagzeile.
Torhüter wollen, müssen, dürfen immer auffallen. Ob durch grässliche Kleidung (Wiese), grässliche Bücher (Schumacher) oder grässliches Benehmen (Stein). Das gebe ich zu. Aber der Titan war einfach zu unangenehm, zu FC Bayern, zu arrogant. Bin froh das er weg ist. Weine ihm keine Träne nach. Und pell zum Abschied leise ne Banane. Für dich, Olli.

Montag, September 01, 2008

Ende des Sommers

Der letzte Tag des Sommers. Noch ist kein Blatt gefallen. Das Thermometer geht noch mal hoch auf 28°C und wir sitzen im Garten, aber man kann schon merken, viel kommt da nicht mehr. Heute morgen stehen schon Gewitterwolken über der Autobahn. Und das Jahr neigt sich, langsam, wie träge umkippend, seinem Ende hinzu. Alles wird anders, nächtes Jahr. Aber ich hoffe auch, dass vieles bleibt. Die Spannung steigt. Ein wenig Angst hat man auch. Doch ich weiß, wenn ich schliesslich wieder in einer neuen Wohnung sitze, am Schreibtisch, aus einem neuen Fenster schaue, dann passt das schon. Dann gibt es diesmal einen Ort wo ich nach hause kommen kann.