Die ganzen Ereignisse um die Piraterie vor der somalischen Küste ("Tortuga") lassen mir in den letzten Tagen keine Ruhe mehr. Harr! Piraten! Natürlich haben die mit MGs und Panzerfäusten auf Schnellbooten herumdüsenden Wasser-Mafiosi nichts mit den holzbeinigen, augenbeklappten und papageiverliebten Zottel-Seeräubern aus der Karibik des 17. Jhd. zu tun. Aber trotzdem -- die Seeräuberei ruft seit jeher eine Mischung aus Abscheu und Faszination hervor. Kein Wunder also, dass es in der Popkultur ein sehr beliebtes Genre ist.
Und welche Form von Popkultur hat den kleinen Autor dieses Blogs am meisten geprägt? Richtig! Computerspiele. Aufm C64 Brotkasten!
All die somalischen Seeräubergeschichten haben mich an die vielen, vielen aufregenden Stunden vor dem C64 erinnert, in denen ich das grundgeniale Spiel Pirates! von Microprose gezockt hab. Grund genug, diesen "Oldie-but-Goldie" noch einmal in Erinnerung zu rufen:
Zunächst zur Historie: dieses Spiel, dass sicherlich zu den besten Computerspielen aller Zeiten gehört, erschien 1987 auf damals so populären Rechnern wie C64, Apple und PC. Gut, PC gibt es immer noch. Etwas später gab es Versionen für Amiga und Atari ST (aaaah, der damals ständig schwelende Streit zwischen den Amiga500 und den Atari ST Usern... das wär mal einen Artikel wert). Ich hab das Spiel zum ersten Mal etwa um diese Zeit (muss '88 gewesen sein) auf den C64 gesehen haben -- und war sofort begeistert. Ich bin mir irgendwie sicher, auch die Originalversion (mit einer tollen, auf alt gemachten Karte der Karibik) besessen zu haben, aber die Box ist natürlich nicht mehr da. Viel später (1993) wurde eine "facelift"-Version (Pirates! Gold) für den PC veröffentlicht, aber am Spielprinzip selber haben sie nix gemacht. Diese Version hab ich, ehrlich gesagt, auch nie gespielt -- obwohl sie als Abandonware in den einschlägigen Sites zum Download bereit steht (so man es mit einem DOSbox-Emulator ans Laufen kriegt).
Hier die Wikipedia-Artikel zu den beiden "relevanten" Versionen Pirates! (1987) und Pirates! Gold (1993).
Warum war dieses Spiel so faszinierend? Bestand es doch hauptsächlich darin, mit einem kleinen Segelschiff (das immer in der Mitte des Bildes war, um das herum die eckig wirkende Karibik mit Küstenstreifen, Wasser, Wolken und Untiefen scrollte) herumzufahren, Häfen anzulaufen (oder zu plündern), Schiffe zu treffen (in jeder Bedeutung des Wortes) und Gold zu horten? Dabei lief der Kampf im Grunde immer in zwei Phasen ab -- erst wurde per Schiff (oder, im Fall von Landangriffen, per Armee) auf einer, im Maßstab vergrößerten Karte, herumgejuckelt und versucht, mit den unglaublich ungenauen Kanonen das gegnerische Schiff oder Fort zu treffen. Hatte man dazu keine Lust mehr, oder war erfolgreich, versuchte man durch "Kontaktaufnahme" zu entern oder anzulanden. Dann kam es zu Phase zwei -- in einem exemplarischen Schwertkampf (hoch, tief, mitte schlagen und parieren möglich, rechts und links gehen) musste man den Kommandant der Gegner besiegen, während sich im Hintergrund (als kleine Moral- und Truppenstärkeanzeiger) der Rest der Jungs kloppte. Gewann man, war der Kampf gewonnen. Nun konnte Gold, Waren, Mannschaften oder auch das ganze Schiff übernommen werden -- so hatte man bald eine ganze Flotte von Schiffen beisammen, deren Besatzungen einem die Haare vom Kopf fressen und ständig meutern. Also -- teilte man irgendwann den Plunder auf und begann von neuem, als erfahrener aber kleiner Kapitän, und rekrutierte sich wieder ein Mannschaft aus wilden Gesellen. Ein widerkehrender Zyklus aus Wachstum, Chaos und Neubeginn. Sehr metaphorisch.
Natürlich, für damalige Verhältnisse (und für die leuchtenden Augen eines 10jährigen) war das Spiel recht komplex und vielfältig -- man konnte sein Geld mit Handel verdienen (z.B. gab es in einer florierenden Stadt billig Zucker, den man andernorts gewinnbringend verticken konnte) oder auch durch Piraterie, ja man konnte sich sogar den in der Karibik ansässigen Mächten (Spanien, England, Frankreich, Niederlande) verpflichten und für diese Kaperfahrten machen und Adelstitel gewinnen (ein wichtiger Aspekt im Spiel). Es gab die Möglichkeit Schätze zu suchen und, das hab ich Anfangs nie kapiert, auch eine Hintergrundgeschichte, in der man verschollene Familienmitglieder suchen konnte. Und natürlich die amorösen Abenteuer -- geheiratet wurde nämlich auch, eine von 4 "Standard-Gouverneurs-Töchtern", die man dann teilweise umwerben musste. Und mit Nebenbuhlern duellieren war, zumindest bei den hübscheren Damen, natürlich ein Muss. Es gab einfach so viel zu tun. Da war noch der "Silvertrain" und die "Treasurefleet", spanische Goldgalleonen und Silberkonvois, die zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten der Karibik waren. Hatte man den Fahrplan raus (und mit Hilfe des Klatsch und Tratsch in den Häfen war das langsam möglich) war fette Beute angesagt. Und verschiedene Schiffstypen, die unterschiedliche Segel- und Kampfeigenschaften hatten. Und andere Piraten. Und und und...
Das war es glaub ich, was die Faszination ausmachte -- ein richtige kleine Welt in die man eintauchen konnte. Und die biografische Komponente machte die Stimmung des Spiels aus. Der Charakter hatte nur eine begrenzte Zeit für die Karriere zur Verfügung -- wurde man auf See versenkt oder gefangen, verlor man ein Jahr wertvolle Zeit. Und wenn dann nach und nach die Gesundheit litt, hiess es Karrierende und wieder nur Farmer geworden.
So endete nämlich das Spiel. Ganz zum Schluss wurde aus Geld, Adelstiteln, Hochzeitserfolg, gefundenen Familienmitgliedern etc ein Score errechnet, der aber in Form eines Berufs oder Daseins ausgedrückt wurde, den man "nach" dem Leben als Pirat hatte. Von Bettler bis Gouverneur war das alles dabei.
All das war unglaublich motivierend. Ich glaub ich hab das Spiel dutzende Mal durchgezockt. Und manchmal bin ich einfach, nur weil es Spaß machte, die entlegenen Winkel der Karibik (Golf von Mexiko im Westen, Mündung des Orinoco im Osten) abgefahren um "zu sehen wie es da ist". Forscherdrang am Computer.
Ich würde zusammenfassen: ein Spiel, das eindeutig auf Langzeitmotivation ausgelegt war, angenehm vielfältig aber nicht überladen. Graphisch damals stimmig und von toller Atmosphäre-- selbst heute, wenn man es schrammelig auf einem Dosbox oder c64 Emulator spielt, kommt noch dieses Gefühl von "WOW, ich bin da!" auf.
10 von 10 Punkten, ohne Problem. Ein All-time-Top-Ten Spiel!
Man kann übrigens in diesem Zusammenhang ein weiteres Spiel erwähnen, das ich ähnlich fieberhaft gezockt hab und das eine ganz ähnliche atmosphärische Stimmung hat: Starflight(1986), welches fast noch besser als Pirates! ist. Wobei, die grausigen Weiten des Alls, voller unbekannter Aliens und gefährlicher Planeten hat mir, mehr als Pirates!, einen Zustand ständiger Angst und Aufregung erzeugt, die damals fast zu viel für mich war. Naja. Auch dieses Spiel kann ich dennoch uneingeschränkt empfehlen.
Beide Spielkonzepte würde ich, aber bitte nicht mir "modernen" Features überladen, gerne als Remake heute noch spielen. Von Pirates! gibt es das kommerziell, bei Starflight weiss ich, dass Fans das remaken wollen. Naja. Mehr Zeit müssten man haben... ;-)
Und welche Form von Popkultur hat den kleinen Autor dieses Blogs am meisten geprägt? Richtig! Computerspiele. Aufm C64 Brotkasten!
All die somalischen Seeräubergeschichten haben mich an die vielen, vielen aufregenden Stunden vor dem C64 erinnert, in denen ich das grundgeniale Spiel Pirates! von Microprose gezockt hab. Grund genug, diesen "Oldie-but-Goldie" noch einmal in Erinnerung zu rufen:
Zunächst zur Historie: dieses Spiel, dass sicherlich zu den besten Computerspielen aller Zeiten gehört, erschien 1987 auf damals so populären Rechnern wie C64, Apple und PC. Gut, PC gibt es immer noch. Etwas später gab es Versionen für Amiga und Atari ST (aaaah, der damals ständig schwelende Streit zwischen den Amiga500 und den Atari ST Usern... das wär mal einen Artikel wert). Ich hab das Spiel zum ersten Mal etwa um diese Zeit (muss '88 gewesen sein) auf den C64 gesehen haben -- und war sofort begeistert. Ich bin mir irgendwie sicher, auch die Originalversion (mit einer tollen, auf alt gemachten Karte der Karibik) besessen zu haben, aber die Box ist natürlich nicht mehr da. Viel später (1993) wurde eine "facelift"-Version (Pirates! Gold) für den PC veröffentlicht, aber am Spielprinzip selber haben sie nix gemacht. Diese Version hab ich, ehrlich gesagt, auch nie gespielt -- obwohl sie als Abandonware in den einschlägigen Sites zum Download bereit steht (so man es mit einem DOSbox-Emulator ans Laufen kriegt).
Hier die Wikipedia-Artikel zu den beiden "relevanten" Versionen Pirates! (1987) und Pirates! Gold (1993).
Warum war dieses Spiel so faszinierend? Bestand es doch hauptsächlich darin, mit einem kleinen Segelschiff (das immer in der Mitte des Bildes war, um das herum die eckig wirkende Karibik mit Küstenstreifen, Wasser, Wolken und Untiefen scrollte) herumzufahren, Häfen anzulaufen (oder zu plündern), Schiffe zu treffen (in jeder Bedeutung des Wortes) und Gold zu horten? Dabei lief der Kampf im Grunde immer in zwei Phasen ab -- erst wurde per Schiff (oder, im Fall von Landangriffen, per Armee) auf einer, im Maßstab vergrößerten Karte, herumgejuckelt und versucht, mit den unglaublich ungenauen Kanonen das gegnerische Schiff oder Fort zu treffen. Hatte man dazu keine Lust mehr, oder war erfolgreich, versuchte man durch "Kontaktaufnahme" zu entern oder anzulanden. Dann kam es zu Phase zwei -- in einem exemplarischen Schwertkampf (hoch, tief, mitte schlagen und parieren möglich, rechts und links gehen) musste man den Kommandant der Gegner besiegen, während sich im Hintergrund (als kleine Moral- und Truppenstärkeanzeiger) der Rest der Jungs kloppte. Gewann man, war der Kampf gewonnen. Nun konnte Gold, Waren, Mannschaften oder auch das ganze Schiff übernommen werden -- so hatte man bald eine ganze Flotte von Schiffen beisammen, deren Besatzungen einem die Haare vom Kopf fressen und ständig meutern. Also -- teilte man irgendwann den Plunder auf und begann von neuem, als erfahrener aber kleiner Kapitän, und rekrutierte sich wieder ein Mannschaft aus wilden Gesellen. Ein widerkehrender Zyklus aus Wachstum, Chaos und Neubeginn. Sehr metaphorisch.
Natürlich, für damalige Verhältnisse (und für die leuchtenden Augen eines 10jährigen) war das Spiel recht komplex und vielfältig -- man konnte sein Geld mit Handel verdienen (z.B. gab es in einer florierenden Stadt billig Zucker, den man andernorts gewinnbringend verticken konnte) oder auch durch Piraterie, ja man konnte sich sogar den in der Karibik ansässigen Mächten (Spanien, England, Frankreich, Niederlande) verpflichten und für diese Kaperfahrten machen und Adelstitel gewinnen (ein wichtiger Aspekt im Spiel). Es gab die Möglichkeit Schätze zu suchen und, das hab ich Anfangs nie kapiert, auch eine Hintergrundgeschichte, in der man verschollene Familienmitglieder suchen konnte. Und natürlich die amorösen Abenteuer -- geheiratet wurde nämlich auch, eine von 4 "Standard-Gouverneurs-Töchtern", die man dann teilweise umwerben musste. Und mit Nebenbuhlern duellieren war, zumindest bei den hübscheren Damen, natürlich ein Muss. Es gab einfach so viel zu tun. Da war noch der "Silvertrain" und die "Treasurefleet", spanische Goldgalleonen und Silberkonvois, die zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten der Karibik waren. Hatte man den Fahrplan raus (und mit Hilfe des Klatsch und Tratsch in den Häfen war das langsam möglich) war fette Beute angesagt. Und verschiedene Schiffstypen, die unterschiedliche Segel- und Kampfeigenschaften hatten. Und andere Piraten. Und und und...
Das war es glaub ich, was die Faszination ausmachte -- ein richtige kleine Welt in die man eintauchen konnte. Und die biografische Komponente machte die Stimmung des Spiels aus. Der Charakter hatte nur eine begrenzte Zeit für die Karriere zur Verfügung -- wurde man auf See versenkt oder gefangen, verlor man ein Jahr wertvolle Zeit. Und wenn dann nach und nach die Gesundheit litt, hiess es Karrierende und wieder nur Farmer geworden.
So endete nämlich das Spiel. Ganz zum Schluss wurde aus Geld, Adelstiteln, Hochzeitserfolg, gefundenen Familienmitgliedern etc ein Score errechnet, der aber in Form eines Berufs oder Daseins ausgedrückt wurde, den man "nach" dem Leben als Pirat hatte. Von Bettler bis Gouverneur war das alles dabei.
All das war unglaublich motivierend. Ich glaub ich hab das Spiel dutzende Mal durchgezockt. Und manchmal bin ich einfach, nur weil es Spaß machte, die entlegenen Winkel der Karibik (Golf von Mexiko im Westen, Mündung des Orinoco im Osten) abgefahren um "zu sehen wie es da ist". Forscherdrang am Computer.
Ich würde zusammenfassen: ein Spiel, das eindeutig auf Langzeitmotivation ausgelegt war, angenehm vielfältig aber nicht überladen. Graphisch damals stimmig und von toller Atmosphäre-- selbst heute, wenn man es schrammelig auf einem Dosbox oder c64 Emulator spielt, kommt noch dieses Gefühl von "WOW, ich bin da!" auf.
10 von 10 Punkten, ohne Problem. Ein All-time-Top-Ten Spiel!
Man kann übrigens in diesem Zusammenhang ein weiteres Spiel erwähnen, das ich ähnlich fieberhaft gezockt hab und das eine ganz ähnliche atmosphärische Stimmung hat: Starflight(1986), welches fast noch besser als Pirates! ist. Wobei, die grausigen Weiten des Alls, voller unbekannter Aliens und gefährlicher Planeten hat mir, mehr als Pirates!, einen Zustand ständiger Angst und Aufregung erzeugt, die damals fast zu viel für mich war. Naja. Auch dieses Spiel kann ich dennoch uneingeschränkt empfehlen.
Beide Spielkonzepte würde ich, aber bitte nicht mir "modernen" Features überladen, gerne als Remake heute noch spielen. Von Pirates! gibt es das kommerziell, bei Starflight weiss ich, dass Fans das remaken wollen. Naja. Mehr Zeit müssten man haben... ;-)
2 Kommentare:
Das mit diesen modernen "Piraten" ist schon interessant. Das Wort Piraten bringt man halt echt nicht mit "richtigen" Verbrechern in Verbindung, sondern eben eher mit Abenteuer-Romantik usw. Vielleicht sollte man die Piraten mal umbennenen haha.
Zu dem Spiel: irgendwie haben mich solche Strategiespiele oder wie man das nennt nie gereizt. Ich mag lieber Jump'n'Run oder Tetris, Mahjongg oder ähnliches. Zu dumm, dass ich das total süße Happyland Adventures von Freelunchdesign auf Vista nicht zum Laufen krieg ...
Piraten und Verbrecher --- jaja, das ist es, das klingt alles so abenteuerlich und romantisch, nach Rum und Papageien und so. Aber ich glaub die modernen Piraten sind leider beinharte Verbrecher.
(Vermutlich haben die Menschen im 17. Jhd. das selbe über unsere romantischen Hollywood-Piraten gedacht, hm?)
Strategiespiele haben mich auch nie interessiert, aber Pirates und StarFlight gehen auch mehr in die Richtung "Abenteuer". So Sachen wie Command&Conquer und so fand ich immer entweder zu öde oder zu hektisch. Hihi.
Ach, Thema Spiele und Vista --- das ist in der Tat so eine Sache. 50% meiner Spiele (also, eines! Hehe...) funktionieren unter Vista auch nicht mehr. :-(
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