Dienstag, Juni 26, 2007

das leere Blatt

Nun ist es soweit. Die "einfachen" Teile meiner Dissertation sind geschrieben, ich hab meine Methoden erklärt und meine Ergebnisse in Text und Abbildungen (vielen Abbildungen) dargelegt. Nun wird es ernst. Ich werde zum Kapitel "Discussion" vorangehen, meine Ergebnisse im Lichte der vorhandenen Literatur, meiner Fragestellungen und überhaupt bewerten, die möglichen Fehlerquellen und Unterschiede bequatschen und vielleicht auch noch sagen was das überhaupt alles bedeutet. Das eine oder andere Zitat einstreuen aber weitestgehend selber reden.
Schluck. Nun ist wieder, wie gaaaanz am Anfang, ein "weißes-Blatt-Gefühl" da. Wie fang ich an?
Erstmal konnte ich mich noch drücken. Hab meine Literaturdatenbank (die ich kürzlich vom kommerziellen RefMan auf das bibtex-latex "kompatible" JabRef konvertiert hab und nurnoch dort weiterpflegen werde) aktualisiert. Hab eine Hochzeitskarte für eine Kollegin (heiratet am Samstag.... meine erste Hochzeit als Gast!) designed.
Nun gibt es nix mehr zu tun, ausser... ... mit dem Schreiben loszulegen. Gulp! Na gut. Ich werd vielleicht doch noch mal eine detailiertere, feinkörnigere Gliederung schreiben und, vor allem, die Schlüsselpaper die ich ziteren will, schon mal Vermerken. Das ist Strategie 1. Strategie Nummer 2, auch wenn das keine richtige ist, wäre einfach die Zähne aufeinander zu beißen und loszulegen. Das klappt bei mir manchmal auch. Dann bin ich vielleicht hinterher mit den ersten Absätzen unzufrieden, aber dann hat man schon mal was. Immerhin hab ich ja in meinem Paper auch schon Teile der Daten (wenn auch mit leicht anderer Zielrichtung) diskutiert. Vielleicht kann ich mich davon ja auch noch mal "inspirieren" lassen.
Naja, wenn ich in mich hineinhorche weiß ich ausserdem, dass mir beim Schreiben des Ergebnisteils eine ganze Reihe von Argumentationslinien und Erklärungsbedürftigen Punkten aufgefallen sind, die nun in der Diskussion nochmal aufgegriffen werden müssen. Eigentlich steck ich tiefer drin in meiner Arbeit als "jemals zuvor" quasi...
Nur ein wenig Angst vorm "leeren Blatt" also.

Ah, ein/zwei Randbemerkung zu Latex noch... ich muss erstmal sagen, dass nach erklimmen der Lernkurve ich doch nun rasch eine ziemliche Sicherheit erreicht hab. Es ist, und das mein ich so, eigentlich tatsächlich nicht so schwer mit Latex so ein Projekt zu erstellen. Aber, und das ist meine zweite Bemerkung, Latex ist auch nicht allmächtig oder perfekt hab ich bemerkt. Natürlich war das auch nicht zu erwarten. Meine Probleme hab ich mit der Menge der Abbildungen (float-Umgebungen) im Ergebniskapitel, die nicht so einfach zu handeln sind. In den Standardeinstellungen fing Latex einfach damit an, Seitenweise einzelne Abbildungen zu erzeugen, die weit weg vom eigentlichen Kapitel waren. Und ausserdem kam der häufige Latexerror "too many unprocessed floats" bei mir vor. Dieser liess sich durch ein paar strategisch platzierte
%floats abarbeiten!
\clearpage
%floats abgearbeitet!
aber leicht erledigen. Klar, wenn das Verhältnis von Text zu Bildern manchmal etwas ungünstig wird, dann muss man der engine etwas unter die Arme greifen.
Desweiteren hab ich, dem Internet sei dank, gelernt Latex etwas laxere Manieren im Bezug auf floats beizubringen. Dank folgendem Code in meiner Präambel
%#######################################
% Alter some LaTeX defaults for better treatment of figures:
% See p.105 of "TeX Unbound" for suggested values.
% See pp. 199-200 of Lamport's "LaTeX" book for details.
% General parameters, for ALL pages:
\renewcommand{\topfraction}{0.9} % max fraction of floats at top
\renewcommand{\bottomfraction}{0.8} % max fraction of floats at bottom
% Parameters for TEXT pages (not float pages):
\setcounter{topnumber}{2}
\setcounter{bottomnumber}{2}
\setcounter{totalnumber}{4} % 2 may work better
%\setcounter{dbltopnumber}{2} % for 2-column pages
%\renewcommand{\dbltopfraction}{0.9} % fit big float above 2-col. text
\renewcommand{\textfraction}{0.1} % allow minimal text w. figs
% change from 0.07 to 0.05
% Parameters for FLOAT pages (not text pages):
\renewcommand{\floatpagefraction}{0.8} % require fuller float pages
%changed to 0.8 from 0,7
% N.B.: floatpagefraction MUST be less than topfraction !!
%\renewcommand{\dblfloatpagefraction}{0.7} % require fuller float pages

% remember to use [htp] or [htpb] for placement
%######################################
konnte ich ein (mehr oder weniger) befriedigendes Aussehen erreichen.
Ein kleines Problem hab ich noch, aber das ist immanent und kann (soweit ich es überblicke) nicht behoben werden: wenn ein float, also in meinem Fall eine Abbildung plus ihre Bildunterschrift (die sind bei mir lang, denn ich verwende \caption[short title]{loooooooooong caption} um ausführliche Erklärungen unter die Abbildungen zu machen), insgesamt größer als eine Seite ist, dann kann man nix machen. Der Text der captions kann nicht, wie man es schon mal in wissenschaftlichen Journalen oder ähnlich bei langen Fußnoten sieht, auf die nächste Seite wrappen. Leider. Es soll die Möglichkeit geben das Bild und die caption (dann mit dem Befehl \captionof oder so) allein zu stellen. Aber das war mir zu haarig, weil man dann natürlich die räumliche Nähe und Reihenfolge der beiden Elemente auch wieder erzwingen muss.
Hab mich also entschieden einfach einige Abbildungen zu teilen/verkleinern, und nun gehts. Ist ein workaround.
Ich will aber gar nicht meckern, denn ich bin völlig begeistet was Latex (immerhin free open-source!) leistet. Meine Diss sieht sogar in ihrem Frühstadium jetzt, schon super professionell aus. Und ich hab viele, viele Querverweise benutzt, was man als Word-User ja tunlichst vermeidet. Zumindest war das bei früheren Wordversionen ein PITA. Nun hab ich massenhaft von den Dingern (ala "see also section X.X on page YX"), das macht den Text in sich geschlossen und wirkt gleich als hätt ich unheimlich logische Struktur in meiner Arbeit. Geil, gell?

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