Donnerstag, April 26, 2007

heraus zum revolutionären/autonomen/hedonistischen 1. Mai?

Ah, bald ist es wieder soweit. Kampftag der Arbeiterbewegung, Tag der Arbeit oder Maifeiertag (wiki). Nun nun, traditionell geht "man" als "Linker" an diesem Tag raus auf eine Demo, demonstriert diffus gegen den gar nicht so diffusen, allumfassenden Kapitalismus und schwelgt ein wenig in kollektiver Träumerei von einer besseren, freieren Welt. Ohne Luxuslimousinen, die Mountain Biker plätten. Oder vielleicht mit Luxuslimousinen für alle, je nach Geschmack. Ich nehm mir das jedes Jahr auch vor. Ein in kleiner Rückblick auf meine Historie der ersten Maie entblößt jedoch meine Zugehörigkeit zum (gar nicht so kleinen) hedonistisch-alkoholikalen Flügel der anti-autoritären Anarchisten... sprich, ich knülz mich jedesmal am Abend vorher auf irgendeinem Tanz in den Mai derbe weg, schmeiss dem Brauerei-Industriellen-Komplex abartig viel fieses Geld in den Rachen und Tanz bis mir die Socken (Kinderarbeit) oder Schuhe (Billiglohnland) rauchen. Ergo: Kater. Schwerer Kater. Maidemos im Westen der Republik neigen zu Anfangszeiten, die vielleicht den linksliberalen Christenflügel mit ihren puritanischen Faltenärschen (stehen mit den Hühnern auf) gut ins Konzept passt. Ich kann mir jedenfalls nicht schon um 10 das "Kommandante Che Guevara" Lied vom Lauti-Wagen der nervtötenden Sozialistischen Alternative anhören. Das macht meine substanzbedingt angefressene Hirnrinde nicht mit. Krieg ich Kopfschmerzen.
In Berlin gibt es eine Demo um 18 Uhr. Das wär eher was für mich.
Andererseits versuchen die Nazis natürlich auch, den 1. Mai für sich zu claimen. Was kapieren die eigentlich an "Kampftag der Arbeiterbewegung" nicht? Vermutlich haben die nach "Kampftag" aufgehört zuzuhören, und dachten "geil, da machn wa mit". Oder vielleicht muss man sich der historischen Frage stellen, ob die Arbeiter per se immer Kommunismus und Solidarität der Völker wollten, oder ob unter den Rechtswählern in Weimarer Republik und BRD und DE nicht doch auch der eine oder andere "Arbeiter" gewesen ist... hüstel hüstel... Wie dem auch sei, die Nazis marschieren am 1. Mai auch, nämlich wie es scheint hier und hier und hier nicht aber hier und hier und hier auch. Oh. Da ist ja richtig was los. Da kriegt man ja schon grad wieder dieses nagende schlechte Gewissen, nicht auf einer (Gegen-)Demo zu sein...
Das ist sowieso mein zentrales Gefühl am 1. Mai seit ich politisch (und versoffen) bin: schlechtes Gewissen, wegen politisch und wegen des hemmungslosen Suffs natürlich auch (obwohl der hier) ja erklärt, dass letzteres zumindest falsch ist.
Seufz. Wir werden sehen, was es dieses Jahr gibt...

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