Montag, Oktober 02, 2006

Lektionen in Anspruch und Wirklichkeit

Es ist Herbst. Das ist nun amtlich, auch metereologisch. Blätter, die meine Fahrradreichen rutschen lassen, frühe Dunkelheit die mich vor den Blicken der Autofahrer verbirgt, Regen der in mein Gesicht peitscht. Na wunderbar. Nachdenklichkeit.
Ich bin ziemlich mies drauf im Moment. Konnte nicht mehr arbeiten, daher nahm ich mir Urlaub, und morgen ist ein Feiertag. Hatte also 6 Tage nichts mit dem Institut am Hut. Aber irgendwie bin ich mir noch nicht so sicher, dass es geholfen hat. Ich weiss es auch nicht, es ist so schwer ein realistisches Bild von der Lage zu bekommen. Eigentlich gefällt mir das mit der Wissenschaft echt ganz gut, ich stell mir vor ich bin auch nicht so schlecht darin. Ich kenn mich ordentlich in der Neurobiologie aus, hab eine Idee von Evolution und so Zeug. Ich bilde mir ein dass ich leidlich Englisch kann, langweilige wissenschaftliche Texte schreiben, ich hab das Gefühl ich weiss wie ein Experiment aufgebaut sein soll. Aber irgendwas, irgendwie, fühlt sich im Moment alles falsch an, fühlt sich alles nach falschem Weg an.
Nicht mal in klare Worte fassen kann ich es. Dabei... wär ich doch so gern ein Schriftsteller, träume davon mich klar und interessant in geschriebenem Wort auszudrücken. Die Gedanken in meinem Kopf, die Gedanken über Gedanken die ich haben könnte, klar und strukturiert aufs Papier zu bringen.
Und, wenn wir schon mal bei dem sind, was ich will - ich würd gern gut klettern können, die Bewegungen in meinem Kopf auch mit dem Körper an der Wand zustande bringen.
Aber das alles ist nicht so. Ich bin kein guter Wissenschaftler, ich hab vielleicht nicht den klügsten Schritt gemacht hierher nach Aachen zu kommen, ich komm mit dem Schreiben nicht weiter und das klettern ist in letzter Zeit eher ein Hängen und Würgen, als alles andere. Ich hab das Gefühl es klafft eine große Lücke zwischen dem, der da in meinem Kopf existiert, und dem, der morgens immer so dämlich aus dem Spiegel starrt. Vielleicht sind all die Pläne, die ich bisher so als grobe Skizzen in dem Schränkchen mit der Aufschrift "Leben" liegen hab, bald mal einer Überarbeitung zu unterziehen. Den Maßstab anpassen. Die Verbindung zur Realität herstellen und so.
Ich hab irgendwie den roten Faden verloren, denke ich. Ich hatte Zeit nachzudenken, in den letzten Tagen. Beim Bier und Billiard mit den Kumpels, bei herumliegen auf fremden Couchen, in fremden Betten. Beim gemütlichen Frühstücken. Bin dahintergekommen, dass ich mich irgendwie verfahren, verloren hab. Aber was ich daran machen kann, dass ist mir noch nicht eingefallen.
Ich werd in nächster Zeit mal wieder mehr laufen gehen, raus in den Wald. Da kann ich dann noch mehr nachdenken, vielleicht fällt mir dann ja ein, wie ich weitergehen will, wie es weitergehen soll. Ich werde Ende des Monats mit den Jungs an einer Halbmarathonstaffel teilnehmen (in Remscheid), und das ist der Grund warum ich mehr trainieren werde. Vielleicht ist das ein Anfang. Wieder was verändern. Irgendwas muss passieren. Es ist Oktober. Nächsten Sommer läuft mein Vertrag aus, dann sollte ich einen Ahnung haben, wo der rote Faden ist. Was es mit dem da in meinem Kopf und dem da im Spiegel auf sich hat, was ich "sein will". Herrje. Ich hab mich monate/jahrelang damit vertröstet, dass ich keine Angst hab. Das stimmt auch, Angst vor der Zukunft hab ich nicht. Aber keine Angst haben hilft einem nicht sonderlich, beim Verstehen, beim Sehen. Daran hapert es im Moment noch...

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